Der Stieglitz (Carduelis carduelis) gehört zur Familie der Finken. Diese kleinen Finken mit der auffällig roten Gesichtsfärbung und dem leuchtend gelben Flügelfeld kennt man auch unter dem Namen „Distelfink“. Diesen Namen trägt der Stieglitz dank seines spitzen, elfenbeinfarbenen Schnabels. Dieser ist bestens geeignet, um die Samen aus stacheligen Disteln und Kletten herauszupicken.
Oftmals sind die tagaktiven Stieglitze in größeren Trupps (auch zusammen mit Girlitzen, Hänflingen und Grünfinken) anzutreffen, die gemeinsam nach Sämereien suchen. Fliegt er umher, ist der wellenförmige (fast hüpfende) Flug des Stieglitzes auffällig.
Der Stieglitz wurde im Jahre 2016 zum Vogel des Jahres gewählt.
Inhaltsverzeichnis
Vogelporträt: Der Stieglitz im Kurzüberblick
- Name: Stieglitz (Carduelis carduelis), Distelfink
- Aussehen: Leuchtend rote Gesichtsmaske, gelber Flügelstreif, Rücken beige-braun, heller Bauch
- Zugverhalten: Standvogel, Kurzstreckenzieher
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: Ganzjährig
- Futtertyp: Körnerfresser
- Nistkasten: Keiner (Freibrüter)
- Lebensraum: Obstwiesen, Feldsäume, Waldränder, Hecken
- Gefährdung: Nicht gefährdet
- Besonderheiten: Wellenförmiger, fast hüpfender Flug
Aussehen und Merkmale des Stieglitz
Der Stieglitz hat eine Körperlänge von etwa 12 bis 13 cm, eine schlanke Gestalt mit kurzem Hals und dünnen Füßchen. Sein Körpergewicht liegt nur bei rund 14 bis 19 g. Besonders leicht erkennt kann man ihn anhand seiner kräftig rot-schwarzen Gesichtsmaske und seinem gelben Flügelstreif.
Der Rücken des Distelfinks ist überwiegend beige-braun gefärbt und der Bauch ist hell mit einem unterbrochen bräunlichen Brustband. Die Flügel sind überwiegend schwarz gefärbt.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich kaum voneinander. Das Männchen ist etwas größer, hat einen etwas längeren Schnabel und die Farben seines Gefieders sind etwas intensiver ausgeprägt als bei den weiblichen Exemplaren.
Den Jungvögeln fehlt die rote Gesichtsmaske, ihr Kopf ist bräunlich.
Seinen deutschen Namen Stieglitz verdank der kleine Singvogel seinen unverkennbaren „Stiglit“-Rufen.
Am Boden scheint der Stiglitz etwas ungeschickt hin und her zu hüpfen, er ist jedoch ein geschickter Kletterer in Bäumen, Büschen und auf anderen Pflanzen.
Natürlicher Lebensraum des Stieglitz
Der Stieglitz ist in fast ganz Europa (außer in Island und in Skandinavien), Nordafrika, West- und Zentralasien verbreitet. Dort lebt der Stand- und Kurzstreckenzieher hauptsächlich in großen Gärten, Friedhöfen, Obstplantagen, baum- und strauchreichen Landschaften und an Flussufern. In Deutschland lässt sich der Stiglitz ganzjährig beobachten.
Der Distelfink bevorzugt Gebiete mit vielen einzeln stehenden Bäumen und Samen tragenden Pflanzen, die ihm als Nahrung dienen.
Gerade im Winter sieht man den Stieglitz oft an Futterstellen im Garten. In Parks oder Gärten ist der Distelfink oft auf Birken oder Erlen unterwegs und gut zu beobachten.
Der Stieglitz verhält sich wenig territorial. Er verteidigt zwar in der Brutzeit den Bereich um sein Nest, beansprucht jedoch kein Revier. Außerhalb der Brutzeit lebt der Stiglitz meist in kleinen Gruppen oder auch in Schlafgemeinschaften mit bis zu 40 Vögeln.
In freier Natur haben Stieglitze eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 5 Jahren. Obwohl viele Distelfinken schon in einem Alter bis zu einem Jahr Fressfeinden zum Opfer fallen. In Käfighaltung haben Distelfinken eine Lebenserwartung bis zu 17 Jahren.
Paarung und Brutverhalten des Distelfinks
Stieglitze erreichen die Geschlechtsreife mit etwa einem Jahr und führen monogame Brutehen. Die Balz der Stieglitze beginnt im März. In der Zeit von April bis Juli haben die Stieglitzpaare im Schnitt zwei Bruten mit jeweils 4 bis 6 (meist 5) blau weißlich gefärbten Eiern, die rote und braune Flecken aufweisen.
Ihr Nest bauen die Distelfinken in gerne frei (nicht in Höhlen oder Nischen) in hoch gelegene Astgabeln mit Deckung aber gutem Ausblick. Es wird aus kleinen Zweigen, Stängeln, Halmen, Wurzeln, Moos und Flechten gebaut. Ausgepolstert wird das Nest in der Regel mit Haaren, Federn und Distelwolle. Der Nestbau dauert in der Regel etwa 4 bis 6 Tage.
Das etwa 12 bis 14-tägige Brüten übernimmt das Weibchen alleine. Sie verlässt das Nest nur kurz zur Körperhygiene und zum Kotabsatz. Das Männchen übernimmt während des Brütens die Nahrungsversorgung des Weibchens und bewacht und verteidigt auch den Brutbaum und das Nest gegen Artgenossen. Nach dem Schlupf werden die Jungvögel noch etwa 14 Tage im Nest mit Nahrung versorgt, bevor sie das Nest verlassen. Die Jungvögel werden dann weiterhin von ihren Eltern mit Futter versorgt, bis sie mit etwa 28 bis 30 Tagen selbstständig werden und alleine auf Nahrungssuche gehen.
Für Stieglitz ist es nicht hilfreich Nistkästen als Nisthilfen im Garten aufzuhängen, da Stieglitze als Freibrüter diese nicht nutzen.
Feinde und Gefahren für Stieglitze
Der Stieglitz ist in Deutschland eine besonders geschützte Art. Noch gilt der Stieglitz als nicht gefährdet. Dennoch hat sich in den letzten 25 Jahren der Bestand der Distelfinken mehr als halbiert. Schuld daran trägt – wie auch bei den anderen heimischen Vögeln -vor allem der Mensch. Zunehmende Bebauung und die zunehmende industrielle Landwirtschaft mit dem Einsatz von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden sorgt für schwindenden Lebensraum und weniger verfügbares Futter für die Vögel.
Dank seines prachtvollen Federkleids war der Stieglitz außerdem bis in 20. Jahrhundert ein sehr beliebter Käfigvogel. Stieglitze wurden daher in Massen gefangen und als Haustiere verkauft. Auch heute wird der Stieglitz trotz EU-Verbots immer noch von illegalen Vogelhändlern mit Fallen für die Käfighaltung gefangen.
Zu den natürlichen Feinden der Stieglitze gehören unter anderem Elstern, Katzen, Sperber, Falken und Wiesel. Zusätzlich haben die kleinen Finken – wie alle anderen Vögel auch – mit Infektionskrankheiten, Parasiten, dem Wetter und dem Klimawandel zu kämpfen.
Lebensbedrohlich kann für Stieglitze auch ein zu kleines Nahrungsangebot im Winter sein. Daher ist es sinnvoll ein Vogelfutterhaus im Garten aufzustellen. Im heißen Sommer fehlt es oft an Wasser. Hier können Sie die Vögel durch aufstellen von Vogeltränken mit frischem Trinkwasser unterstützen.
Natürliches Futter des Stieglitz
Der Stieglitz gehört (wie alle Finken) zu den Körnerfressern. Er ernährt sich hauptsächlich von verschiedenen Sämereien. Er frisst hauptsächlich Samen von Gräsern, Bäumen, Kräutern und Distelarten. Am liebsten fressen Distelfinken die Samen von Disteln, aber auch von Bäumen wie zum Beispiel Erlen oder Birken. Während der Brutzeit werden auch Insekten und Blattläuse verspeist und teilweise auch an die Jungvögel verfüttert.
Eine Futterstelle für Stieglitze
Für Stieglitze eignen sich ein frei stehendes oder hängendes Vogelfutterhaus oder eine Futtersäule am besten. Das Futterhaus wird am besten an einem übersichtlichen Ort im Garten aufgestellt, so können die Stieglitze anschleichende Katzen und andere Feinde leichter wahrnehmen und sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Zum Verstecken ist es gut, wenn in der direkten Umgebung des Futterhauses Büsche oder Bäume vorhanden sind.
Falls in der Nähe des Vogelfutterhauses Glasscheiben sind, sollte man diese bekleben, damit die Vögel nicht ausversehen dagegen fliegen und sich dabei verletzen.
Als geeignetes Vogelfutter für Stieglitze eigenen sich verschiedenen Sämereien wie Wildvogelmischungen mit Negersaat, Kanariensaat, Grassamen, Leinsamen und Hanf aber auch Sonnenblumenkerne und Erdnüsse.
Auch Fettfutter, zum Beispiel in Form von Meisenknödeln wird von Stieglitzen gerne genommen. Hierbei sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Sie Knödel ohne Plastiknetz verwenden. Im Plastiknetz können sich die Vögel leicht verfangen und verletzen.