Ein farbenfrohes Federkleid mit einem schillernden rotbraunen Schwanz. So könnte man den imposanten Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) beschreiben. Nicht umsonst trägt der Gartenrotschwanz diesen Namen. Zu seinen Verwandten gehört der Hausrotschwanz, beide zählen zur Ordnung der Sperlinge aus der Familie der Fliegenschnäpper.
Seine europäischen Brutvorkommen reichen von Portugal über Spanien bis nach Norwegen, Frankreich und Deutschland. Jedoch sind die Bestände seit den 80-er Jahren rückläufig, was durch den Lebensraumverlust und auf die afrikanischen Überwinterungsgebiete zurückzuführen ist. Waren es damals noch 450.000 nistende Brutpaare, sind es inzwischen nur noch an die 160.000. Nicht umsonst wurde der Gartenrotschwanz deshalb im Jahre 2011 zum Vogel des Jahres gewählt, um so auf diese bedrohte Art aufmerksam zu machen. Früher war der Gartenrotschwanz ein häufig gesehener Gast auf den charakteristischen Streuobstwiesen, Hecken, Korbweiden, Obstbäumen und lichten Wäldern. Inzwischen können sich Vogelbeobachter glücklich schätzen, wenn sie den imposanten kleinen Kerl überhaupt einmal zu Gesicht bekommen oder seinem Ruf lauschen dürfen.
Inhaltsverzeichnis
- Vogel im Porträt: Gartenrotschwanz im Kurzüberblick
- Anhand welcher äußerlichen Merkmale lassen sich Gartenrotschwanz und Hausrotschwanz unterscheiden?
- Wie klingt der Gartenrotschwanz-Ruf?
- Wie sieht der natürliche Lebensraum des Gartenrotschwanzes aus?
- Was macht der Gartenrotschwanz im Winter?
- Wie ist das Paarungsverhalten und wann ist die Brutzeit des Gartenrotschwanzes?
- Wovon ernährt sich der Gartenrotschwanz?
- Was kann ich tun, um den Gartenrotschwanz in meinem Garten zu unterstützen?
Vogel im Porträt: Gartenrotschwanz im Kurzüberblick
- Name: Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
- Aussehen: Auffällig gefärbt, mit orangener Brust und rotem Schwanz, weißer Stirn, schwarzer Kehle und aschgrauen Flügeln
- Zugverhalten: Langstreckenzieher
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: Ende April bis September
- Futtertyp: Weichfutterfresser
- Nistkasten: Vollhöhlennistkasten mit Einfluglochgröße von mind. 32 bis 34 Durchmesser
- Lebensraum: Laubwälder, Mischwälder, Kiefernwälder, Gärten, Parks
- Gefährdung: Auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten
- Besonderheiten: Der Vogel steht aufrecht und zittert mit seinem Schwanz
Anhand welcher äußerlichen Merkmale lassen sich Gartenrotschwanz und Hausrotschwanz unterscheiden?
Der Gartenrotschwanz schmückt sich mit einem prächtigen Federkleid, obwohl er gerade mal 13 bis 15 cm misst und sich mit dieser Größe in die Liste der kleinen Singvögel einreiht. Trotz seines Fliegengewichts von 15 bis 20 g und einer Flügelspannweite von 22 bis 24 cm gehört der Gartenrotschwanz zu den Langstreckenziehern, das bedeutet, ihn verschlägt es in den Wintermonaten ins sonnige Afrika. Die Lebenserwartung des scheuen, zierlichen Vogels liegt bei ca. fünf Jahren, was nicht zuletzt auf den Einsatz von Pestiziden oder den verstärkten Singvogelfang in südlichen Ländern zurückzuführen ist.
Auf den ersten Blick ähnelt der Gartenrotschwanz mit seinem auffälligen Prachtkleid, dem rostroten Schwanz, der rundlichen Figur und seiner Größe dem Hausrotschwanz. Die Rückenpartie des Männchens ist dunkelgrau, genauso wie die Flügelecken. Auch die kleine Haube ist grau. Ein kleiner Stirnreif trennt den Kopf vom tiefschwarzen Gesicht, während die Brust einen rötlichorangen Farbverlauf aufweist, der sich über seinen Bauch erstreckt. Auffälligstes Erscheinungsmerkmal des Gartenrotschwanzes ist – wie bereits erwähnt – der rostbraune Schwanz mit einzelnen grauen Akzenten in der Mitte. Beine und Krallen sind grau gehalten, die knopfartigen Augen sind ebenfalls schwarz.
Insbesondere die Weibchen sehen dem Hausrotschwanz zum Verwechseln ähnlich. Da die Weibchen im Allgemeinen etwas unauffälliger sind mit ihrem graubraunen Farbverlauf und ihrem hellen Unterbauch, kann es unter Vogelbeobachtern zu Verwechslungen kommen. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal: Den Hausrotschwänzen fehlt der orangene Bauch, auch die Oberseite, Kopf und Rücken sind schwarz gefärbt. Ebenso unterscheidet sich der Gartenschwanz-Ruf von dem des Hausrotschwanzes.
Wie klingt der Gartenrotschwanz-Ruf?
Besonders die Frühaufsteher unter Ihnen können dem lautstarken Gesang der Gartenrotschwanz-Männchen in den Morgenstunden lauschen. Ihr prägnanter Klang setzt noch vor dem Gesang der Singdrosseln, Amseln und dem der Rotkehlchen ein. Der Gartenschwanz-Ruf klingt recht melancholisch, die Tonabfolge kann variieren. Jedoch beginnt der Gesang oft mit einem sehr hohen Ton, ein „hüit“, danach folgen abfallende, knirschende, klappernde, trillernde Zwitschertöne, die in verschiedenen Schlusstönen enden.
Die Männchen ahmen zudem sehr gerne andere Vogelstimmen und Rufe nach.
Wie sieht der natürliche Lebensraum des Gartenrotschwanzes aus?
Wie der Name bereits vermuten lässt, hält sich der Gartenrotschwanz in unseren Gärten auf, da er aus seiner natürlichen Heimat, den Wäldern, immer weiter zurückgedrängt wird. Nicht umsonst trug er deshalb früher den Beinamen „Waldrotschwanz“. Zu seinen bevorzugten Lebensräumen gehören lichte Wälder, Feldgehölze, Parks, Streuobstwiesen und wie bereits erwähnt Gärten. Als Nischenbrüter liebt er Obstbäume und durchstrukturierte Bauerngärten mit alten Baumbeständen und Astlöchern – keine zubetonierten Anlagen und Steingärten.
Was macht der Gartenrotschwanz im Winter?
Da der Gartenrotschwanz zu den Zugvögeln gehört, tritt der kleine Singvogel bereits im Juli seine lange Reise in den Süden Richtung der Sahara an. Er überfliegt dabei den Südwesten Frankreichs, Andalusien und Marokko. Nach seiner Überwinterungszeit kehrt er Ende März/ Anfang April wieder nach Europa zurück, um hier mit der Brutsaison zu starten.
Wie ist das Paarungsverhalten und wann ist die Brutzeit des Gartenrotschwanzes?
Das Gartenrotschwanz-Männchen sucht nach seiner Rückkehr ein geeignetes Revier mit vielen Nisthöhlen, um es anschließend einem Weibchen zu präsentieren. Während der Balzzeit kann der Vogelfreund den lautstarken Gartenrotschwanz-Ruf des Männchens sehr oft hören. Gartenrotschwänze brüten in der Regel ein- bis zweimal im Jahr zwischen Mai und Juli.
Um die zierlichen und farbenprächtigen Vögel – aus der Ferne – beim Brüten beobachten zu können, sollten Sie nach natürlichen Baumhöhlen, abstehender Rinde, Mauerlöchern aber auch unter Ziegeln, Dachbalken und nach künstlichen Nistkästen Ausschau halten. Nester unter Wurzeln, Baumnester oder in Sträuchern werden selten auserkoren. Das Nest ist in der Regel ein bis fünf Meter vom Boden entfernt. Hat das Weibchen eine Wahl des passenden Brutplatzes getroffen, beginnen die zukünftigen Vogeleltern mit der Einrichtung der Höhle. Als Nistmaterial dienen Blätter, Stöcker, Halme, Moos und Flechten. Das innere des Nestchens wird mit weichen Materialien wie Federn und Haaren ausgestattet.
Nach Fertigstellung des Nestes legt das Gartenrotschwanz Weibchen drei bis neun grünblaue Eier hinein. Die Vogelmama bebrütet das Gelege ca. zwei Wochen lang. Danach schlüpfen die Jungtiere. Um den unbändigen Appetit der kleinen, hungrigen Vogelküken zu stillen, sind die Eltern rund um die Uhr mit Füttern beschäftigt. Da der Gartenrotschwanz zu den Weichfressern gehört, bekommen die Jungtiere Schmetterlinge und Spinnen zu fressen. Aber auch andere Insekten, Raupen und Larven stehen auf der Speisekarte. Auch Jungtiere kann man bereits früh an ihrem Markenzeichen, der rostbraunen Schwanzunterseite, erkennen. Nach ungefähr zwei Wochen beginnen die kleinen mit den ersten Flugversuchen und werden anschließend flügge. In diesem Gartenrotschwanz-Alter halten sich die Jungvögel noch überwiegend in Bodennähe auf, weshalb ihre natürlichen Feinde, wie Katzen, Sperber und Marder leider oftmals ein leichtes Spiel haben, sie zu erbeuten.
Wovon ernährt sich der Gartenrotschwanz?
Einen Gartenrotschwanz können sie schon daran erkennen, dass sein Schwanz durch das permanente Zittern ständig in Bewegung bleibt. Auf der Futterliste des hektischen kleinen Kerls stehen Insekten, Larven und andere Kleintiere. Aber auch Beeren und Früchten ist er nicht abgeneigt. Seine Verweildauer am Boden ist gering, er sitzt lieber auf Zweigen und in Büschen, hält dort nach Nahrung Ausschau und stützt sich dann bei einem verlockenden Insekt in die Tiefe. Da der Gartenrotschwanz ein geschickter Jäger ist, kann es durchaus vorkommen, dass er seine Beute auch im Flug, aus der Luft, aufnimmt.
Was kann ich tun, um den Gartenrotschwanz in meinem Garten zu unterstützen?
Durch radikale Eingriffe ins Ökosystem, Abholzung der Wälder und abnehmende Insektenbeständen durch die Verwendung von Pestiziden wird der Gartenrotschwanz immer weiter aus seinem natürlichen Lebensraum verdrängt und seiner Nahrungsgrundlage beraubt. Was den stetigen Rückgang seiner Art zur Folge hat. Hält ihr Garten alte (Obst)Bäume parat und ist naturnah mit heimischen Pflanzen gestaltet? Oder besitzen Sie sogar eigene Streuobstwiesen? Hier fühlt sich der kleine gefiederte Höhlenbrüter sehr wohl. Sie können ihm parallel dazu helfen, indem Sie geeignete Nistkästen anbieten. Bei den Kästen sollten Sie auf ovale Einfluglöcher mit einer Breite von 32 Millimetern und einer Höhe von 48 Millimetern achten. Hängt der Nistkasten in einer Höhe von 2,5 Metern, haben Katzen wenig Chancen, an die zierlichen Vögel zu gelangen. Außerdem freut sich der zierliche Singvogel über insektenfreundliche Blumen, die Sie als Saatgutmischung verteilen können und auf den Verzicht von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Zusätzlich können Sie Vogelfutter in Form von (getrockneten) Insekten und Beeren, sowie eine Vogeltränke anbieten.