Die Garten­gras­mü­cke: Steck­brief eines heimi­schen Vogels

Klein aber Oho! So lässt sich mit drei Worten die Garten­gras­mü­cke beschrei­ben. Obwohl sie durch ihr äuße­res Erschei­nungs­bild recht unschein­bar wirkt, weiß sich die Garten­gras­mü­cke (latei­nisch Sylvia borin) durch ihren recht lauten Gesang in Szene zu träl­lern. Kein Wunder also, dass sie auch unter dem Namen „Garten­sän­ger“ bekannt ist. Da sie sehr scheu ist, fällt es aller­dings schwer, den klei­nen Vogel in Gebüsch und Hecken ausfin­dig zu machen.

Die Garten­gras­mü­cke gehört zur Gattung der Gras­mü­cken und lässt sich kate­go­risch zur Sper­lings­fa­mi­lie einord­nen. Zu ihren Verwand­ten zählen Mönchs­gras­mü­cke, Klap­per­gras­mü­cke und Dorn­gras­mü­cke. Der kleine Sing­vo­gel ist flächen­de­ckend in ganz Europa, von der Küste bis in die Alpen­re­gio­nen verbrei­tet und gilt als nicht gefähr­dete Vogel­art. In Deutsch­land leben über eine Million brütende Paare.

Gartengrasmücke Steckbrief
Garten­gras­mü­cke Steck­brief

Vogel­por­trät: Die Garten­gras­mü­cke im Kurz­über­blick

  • Name: Garten­gras­mü­cke (Sylvia borin)
  • Ausse­hen: Oliv­graue Ober­seite, helle Unter­seite
  • Zugver­hal­ten: Lang­stre­cken­zie­her
  • Beob­ach­tungs­zeit­raum in Deutsch­land: Ende April bis Septem­ber
  • Futter­typ: Weich­fut­ter­fres­ser
  • Nist­kas­ten: Keiner, Frei­brü­ter
  • Lebens­raum: Wald­rän­der, Wald­lich­tun­gen, Auwäl­der, Hecken, Parks, Gärten
  • Gefähr­dung: Nicht gefähr­det
  • Beson­der­hei­ten: Unschein­ba­res Ausse­hen und Verhal­ten, über­win­tert im tropi­schen Afrika und muss bis dort hin eine sehr lange Stre­cke zurück­le­gen

Wie sehen Garten­gras­mü­cken aus?

Die Größe des klei­nen Vogels beträgt ledig­lich 13 bis 14 cm, was in etwa der Größe eines Baum­läu­fers entspricht. So ist es auch nicht verwun­der­lich, dass ihr Gewicht nur etwa 16 bis 22 Gramm beträgt. Mit ihrer Flügel­spann­weite von 24 cm ist die Garten­gras­mü­cke aber besser ausge­stat­tet als vergleichs­weise der Zilpz­alp (Größe 10 bis 12 cm).

Der dicke, stumpfe Schna­bel der Garten­gras­mü­cke weist eine beige/ graue Färbung auf. Auch das Gefie­der ist eher unschein­bar als von auffäl­li­ger Natur, weshalb sich der kleine Vogel sehr gut im Unter­holz tarnen kann: Oben ist das Feder­kleid braun­beige / grau, an der Unter­seite etwas heller, die Hals­par­tie hat einen grau­brau­nen Farb­ver­lauf. Die kräf­ti­gen, klei­nen Bein­chen sind blau­grau / beige gefärbt. Um die Augen­par­tie zeich­net sich ein heller Augen­ring ab.

Vogel­freun­den fällt es umso schwe­rer, das kleine Vögel­chen in Büschen oder Bäumen über­haupt wahr­zu­neh­men, da es sich durch seine Tarn­farbe recht gut verste­cken kann. Ihr unschein­ba­res Feder­kleid macht es aber durch den Garten­mü­cken-Ruf und den Gesang aber wieder wett. Wenn die Garten­gras­mü­cke singt, erklingt eine Melo­die, die der Mönchs­gras­mü­cke ähnelt, weshalb es akus­tisch zu Verwechs­lun­gen kommen kann.

Die Lebens­er­war­tung von Garten­gras­mü­cken liegt im Schnitt bei fünf Jahren.

Wie klingt der Garten­gras­mü­cken-Ruf und ihr Gesang?

Wenn sich die Garten­gras­mü­cke in ihrem Versteck am Wohls­ten fühlt, dann ertönt ein lieb­li­ches Gezwit­scher. Es ist ein lang anhal­ten­des, wieder­ho­len­des Pfei­fen. Sie werden erstaunt sein, dass so ein klei­ner Vogel solche laute Tönen träl­lern kann. Würde man die Gesangs­ein­lage nun als Lied darstel­len, könnte man das Stück in drei bis acht Sekun­den lange Stro­phen eintei­len: Eine kräf­tige, volle, laute Anein­an­der­rei­hung verschie­de­ner Töne. Wenn sie genau lauschen, werden Sie fest­stel­len, dass im Gegen­satz zum Gesang der Mönchs­gras­mü­cke das flötende Ende fehlt. Die „orgeln­den“ Teile erin­nern wiederum an das Gezwit­scher einer Amsel.

Der Garten­mü­cken-Ruf hinge­gen klingt wie ein gackern­des, schmat­zen­des „tschäck tschäck“ oder „tscherrt“ und ertönt, bei Erre­gung oder zum Beispiel, wenn die Eltern­tiere ihre Jung­tiere rufen. Je drama­ti­scher die Situa­tion, desto schnel­ler wird das Tempo des Garten­mü­cken-Rufs. Musi­ka­lisch hebt sich der Ruf der Mönchs­gras­mü­cke inso­fern ab, dass er härter klingt als der Garten­mü­cken-Ruf.

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Was ist der natür­li­che Lebens­raum der Garten­gras­mü­cke?

Wie bereits erwähnt, hält sich der kleine Sing­vo­gel am Liebs­ten in Gegen­den mit vielen Büschen, Sträu­chern und im Dickicht auf. Auch in Parks, Wald­rän­dern, große Lich­tun­gen und auf Fried­hö­fen können Sie die kleine Garten­gras­mü­cke ausfin­dig machen. Obwohl sich die Garten­gras­mü­cke mit der mensch­li­chen Zivi­li­sa­tion arran­giert hat, ist sie dennoch kein typi­scher Stadt­vo­gel. Um den klei­nen Vogel in der Natur entde­cken zu können, müssen Sie aber schon genau hinhö­ren, ob es sich bei dem lieb­li­chen Gesang um die Garten­gras­mü­cke oder die Mönchs­gras­mü­cke handelt.

Ein beson­de­rer Tipp: Halten Sie nach Schle­hen und Weiß­dorn Ausschau! Der Sing­vo­gel verspeist liebend gerne die Beeren und futtert im Herbst ziem­lich viele davon, um Ener­gie­re­ser­ven für die lange Flug­reise Rich­tung Südafrika zu sammeln.

Was fres­sen Garten­gras­mü­cken?

Wie bereits erwähnt, ernährt sich die Garten­gras­mü­cke als Weich­fut­ter­fres­ser in den Herbst­mo­na­ten über­wie­gend von Beeren (Himbee­ren, Holun­der- und Brom­bee­ren) und Früch­ten. In den Sommer­mo­na­ten stehen vor allem Insek­ten, wie Larven, Schne­cken und Spin­nen auf der Spei­se­karte. Insbe­son­dere während der Brut­zeit dienen diese Nahrungs­quel­len als Futter­lie­fe­ran­ten für die Brut.

Paarungs­ver­hal­ten und Brut­zeit der Garten­gras­mü­cke

Garten­gras­mü­cken-Paare brüten von Mai bis Juli. Für das Nest suchen sich die Vogel­el­tern einen Platz wenige Meter über dem Boden mit dich­ter Vege­ta­tion (Sträu­cher, Hecken, Büsche), weshalb ihre natür­li­chen Feinde wie Raben­vö­gel, Kuckuck, Sper­ber, Wiesel ein leich­tes Spiel haben, Eier und Vögel zu erbeu­ten. Aber auch der Mensch macht der klei­nen Garten­gras­mü­cke durch Abhol­zung das Vogel­le­ben immer schwe­rer.

Im Verhält­nis zu ihrer Körper­größe ist das Nest recht groß ange­legt. Das Weib­chen legt vier bis fünf braun­weiße, fleckige Eier mit einer Größe von 23 x 16 mm. Während der Brut­zeit von 11 bis 12 Tagen wech­seln sich Männ­chen und Weib­chen ab. Wenn die Jung­vö­gel schlüp­fen, sind sie voll­kom­men nackt. Die Klei­nen sind voll­kom­men auf die Hilfe ihrer Eltern ange­wie­sen, die diese ca. zwei Wochen lang liebe­voll füttern und umsor­gen. Dann star­ten die Jung­vö­gel ihre ersten Flug­ver­su­che und werden nach und nach flügge. Die Garten­gras­mü­cke brütet pro Jahr ein bis zwei­mal.

Schät­zun­gen gehen von über einer Million brüten­den Garten­gras­mü­cken in Deutsch­land aus. Trotz dieser beacht­li­chen Zahl, bekom­men Sie die Garten­gras­mü­cke wegen ihrer Scheu und guter Feder­kleid-Tarnung eher selten zu Gesicht.

Gartengrasmücke - Heimischer Vogel
Garten­gras­mü­cke – Heimi­scher Vogel

Wo leben Garten­gras­mü­cken im Winter?

Obwohl sie zu den kleins­ten Sing­vö­geln in Europa zählt, ist sie im Stande, großes zu leis­ten. Da sie zu den Lang­stre­cken­zie­hern gehört, schafft die Garten­gras­mü­cke eine beein­dru­ckende Flug­stre­cke bis südlich der Sahara, in die tropi­schen Gegen­den Afri­kas. Sie über­flie­gen dabei sogar den Äqua­tor bis in Südafri­ka­ni­sche Länder wie Nami­bia. Das ist auch der Grund, warum die putzi­gen Vögel erst wieder im April zum Brüten nach Deutsch­land zurück­flie­gen. Ihrer inne­ren Uhr ist es zu verdan­ken, dass sich die scheuen Sing­vö­gel jedes Jahr um die glei­che Jahres­zeit auf die lange Reise bege­ben und pünkt­lich im April wieder hier sind.

Wie können Sie der Garten­gras­mü­cke im heimi­schen Garten helfen?

Obwohl die Garten­gras­mü­cke breit­flä­chig in unse­ren Gefil­den vertre­ten ist, zählt es trotz­dem zu einer beson­de­ren Begeg­nung, wenn Sie ihr getarn­tes Feder­kleid und ihren Garten­gras­mü­cken-Ruf einmal wahr­neh­men dürfen. Da die Garten­gras­mü­cke als Frei­brü­ter keine Nist­käs­ten annimmt, bieten Sie dem scheuen Sing­vo­gel doch einfach heimi­sche Sträu­cher und Hecken an, in denen er seine offe­nen, freien Nester bauen kann. Wild­ro­sen oder andere dorn­be­las­sene Sträu­cher schüt­zen die Garten­gras­mü­cke vor ihren Fress­fein­den, wie Katzen und Raub­vö­gel.

Andere heimi­schen Vogel­ar­ten freuen sich eben­falls über einen natur­be­las­se­nen Garten mit vielen Grün­flä­chen und Versteck­mög­lich­kei­ten. Als Insek­ten­fres­ser kann man die Garten­gras­mü­cke mit klas­si­schem Vogel­fut­ter in Form von Samen und Körnern nicht locken. Hier gilt es den Garten mit insek­ten­freund­li­chen Beeten zu gestal­ten. Eine Schle­hen­he­cke oder Weiß­dorn, stel­len weitere Versor­gungs­quel­len für die klei­nen gefie­der­ten Freunde dar.

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