Der Grauschnäp­per: Ein heimi­scher Vogel im Porträt

Der Grauschnäp­per ist ein flie­gen­der Insek­ten­fän­ger und macht somit seinem Namen alle Ehre. Der kleine Sing­vo­gel, mit seinem eindring­lich hohen Grauschnäp­per-Ruf, ist in weiten Teilen Euro­pas, bis in die Mongo­lei, verbrei­tet. Trotz einer hohen Popu­la­ti­ons­dichte, zum Beispiel in Bayern (von 30.000 bis 77.000 Brut­paa­ren) und einem Gesamt­be­stand von 155.000 bis 230.000 Brut­paa­ren in Deutsch­land und 54-83 Millio­nen Vögel welt­weit mag man es kaum glau­ben, dass der Grauschnäp­per seit 2015 auf der Vorwarn­liste für gefähr­dete Brut­vö­gel in Deutsch­land steht. Dieses liegt nicht zuletzt daran, dass das Entfer­nen von Totholz oder Höhlen­bäu­men inzwi­schen zu einem einschnei­den­den Brut­stät­ten- und Lebens­raum­ver­lust für den heimi­schen Vogel führt. Auch das Vogel­ster­ben durch Fang­netze in südli­chen Ländern trägt zu einem schwin­den­den Bestand des Flie­gen­schnäp­pers und ande­ren Sing­vö­geln bei.

Der Grauschnäp­per (Musci­capa striata) gehört zur Fami­lie der Flie­gen­schnäp­per und lässt sich in die Ordnung des Sper­lings­vo­gels einord­nen.

Grauschnäpper - ein recht unscheinbarer Vogel
Der Grauschnäp­per – ein recht unschein­ba­rer Vogel

Vogel­por­trät: Der Grauschnäp­per im Kurz­über­blick

Hier finden Sie einen ersten Über­blick über die wich­tigs­ten Eigen­schaf­ten des Grauschnäp­pers:

  • Name: Grauschnäp­per (Musci­capa striata), Flie­gen­schnäp­per
  • Ausse­hen: Unschein­bar, graues Ober­ge­fie­der, weißer Bauch
  • Zugver­hal­ten: Lang­stre­cken­zie­her
  • Beob­ach­tungs­zeit­raum in Deutsch­land: April bis Septem­ber
  • Futter­typ: Insek­ten­fres­ser
  • Nist­kas­ten: Halb­höhle (Giebel­halb­höhle)
  • Lebens­raum: Halb­of­fene Gebiete, lichte Laub-, Nadel- und Misch­wäl­der, Fried­höfe, Parks
  • Gefähr­dung: Vorwarn­liste
  • Beson­der­hei­ten: Unter­nimmt als Ansitz­jä­ger Stoß­flüge, um Insek­ten zu fangen

Wie sieht der Grauschnäp­per aus?

Der Grauschnäp­per ist mit einer Größe von 13,5 bis 14,5 cm in etwa so groß wie der Haus­sper­ling. Bei seiner Größe schafft er es jedoch, ein beträcht­li­ches Alter von bis zu 11 Jahren in freier Wild­bahn zu errei­chen, abhän­gig natür­lich vom Lebens­raum und Vogel­po­pu­la­tio­nen.

Mit seinem Gewicht von 11 g, welches aber durch­aus bis auf 22 g an Fett­re­ser­ven aufge­stockt werden kann, fliegt er mit seinem eher unschein­ba­ren, grauen Feder­kleid durch die Lüfte und Baum­kro­nen. Anders als das Rotkehl­chen, welches auch zur Fami­lie der Flie­gen­schnäp­per gehört, kann der kleine Vogel weder durch seinen Grauschnäp­per-Ruf noch durch seine Gefie­der­farbe punk­ten. Weib­chen und Männ­chen besit­zen ein grau­brau­nes, schlich­tes Gefie­der. Hals und Bauch­par­tie sind in ein schmut­zi­ges Weiß getunkt, ohne auffal­lende Farb­ver­läufe. Seine tief­schwar­zen Augen und sein eben­falls glän­zend schwar­zer, langer Schna­bel, welcher sich durch feine Häkchen hervor­ra­gend zur Insek­ten­jagd eignet, fallen im Gegen­satz zu seiner Tarn­fär­bung schon eher ins Auge.

Die Jung­tiere sind eben­falls schon recht früh als Grauschnäp­per zu erken­nen, da sie die glei­che Grund­farbe wie die Eltern besit­zen. Auffal­lend jedoch sind ihre hellen Flecken auf der Ober­seite, während die Unter­seite der Jung­vö­gel dunk­ler meliert ist.

Wie klingt der Grauschnäp­per-Ruf?

Vogel­freunde, die gerne einmal dem Gesang des Grauschnäp­pers lauschen möch­ten, werden auf eine harte Gedulds­probe gestellt. Der Gesang ertönt recht selten und macht somit seinem unauf­fäl­li­gen Ausse­hen alle Ehre. Es ist ein sehr hoher, aber rauer Klang und folgt einer Tonfolge, die man in etwa so über­set­zen könnte: „Ziep–ziep–ziep–ziep“. Nur der Nach­wuchs kann im jungen Grauschnäp­per-Alter noch höhere und auffäl­li­gere Nuan­cen träl­lern, da er seinen unbän­di­gen Hunger laut­stark verkün­den will. Gene­rell soll­ten Sie aber ein guter Vogel­ex­perte sein, da sich der Grauschnäp­per-Ruf schwer von ande­ren singen­den Vogel­ar­ten unter­schei­den lässt.

Wie ist das Brut­ver­hal­ten des Grauschnäp­pers?

Grauschnäp­per-Paare führen in der Regel eine mono­game Saison­ehe. Grund­sätz­lich suchen die Männ­chen zuerst ein passen­des Revier, welches um ein viel­fa­ches größer ist als der eigent­li­che Brut­platz. Einen geeig­ne­ten Brut­platz zu finden, (gerne in lufti­gen 15 Metern Höhe), ist schon eine Heraus­for­de­rung, da der Grauschnäp­per hohe Ansprü­che an sein Revier hat. Der Halb­höh­len­brü­ter baut sein Nest nicht nur in Astga­beln, Baum­höh­len, Mauer­lö­chern oder ranken­den Pflan­zen, sondern er erspart sich auch gerne mal die Arbeit und wählt Schwal­ben­nes­tern oder brütet hinter Fens­ter­lä­den oder in Blumen­käs­ten. Erfüllt der auser­ko­rene Nist­platz dann die Bedin­gun­gen, wird das Nest gebaut, welches ausschließ­lich ins Aufga­ben­ge­biet des Weib­chens fällt. Das äußere Mate­rial besteht aus Moos, Zwei­gen und Halmen, im Inne­ren klei­det das Weib­chen die Mulde liebe­volle mit feinen Haaren aus. Teil­weise verwen­det das Weib­chen auch Spinn­we­ben, um die „Bausub­stanz“ zu stabi­li­sie­ren. Nach dem Nest­bau ist es soweit: Das Weib­chen legt ca. 2 cm große, beige Eier, die mit rost­ro­ten und brau­nen Flecken gespren­kelt sind, in das Nest hinein.

Da die Brut­sai­son von Mai bis August erfolgt, können beim Grauschnäp­per zwei Bruten pro Jahr statt­fin­den. Die vier bis fünf Eier werden anschlie­ßend 10 bis 15 Tage vom Weib­chen bebrü­tet. Anschlie­ßend über­neh­men beide Eltern­teile die Aufzucht der Jungen. Ab Mitte Juni kann der Vogel­lieb­ha­ber den quen­ge­li­gen Grauschnäp­per-Bettel-Ruf hören, da die Nest­ho­cker fast rund um die Uhr nach Nahrung schreien. Nach weite­ren 20 bis 35 Tagen wird der Nach­wuchs flügge und ist nun bereit für die große weite (Vogel-)Welt. Da Grauschnäp­per soziale Tiere sind, ist es nicht verwun­der­lich, dass der Nach­wuchs anschlie­ßend oftmals bei der Versor­gung des zwei­ten Gele­ges Hilfe leis­tet.

Der Grauschnäpper ist auch unter dem Namen Fliegenschnäpper bekannt
Der Grauschnäp­per ist auch unter dem Namen Flie­gen­schnäp­per bekannt

Welchen Lebens­raum besie­delt der Grauschnäp­per?

Der Grauschnäp­per hat sich im Laufe der Jahr­hun­derte zum Kultur­brü­ter entwi­ckelt und ist deshalb ein gern gese­he­ner Garten­gast, der auch in Parks und Fried­hö­fen Einzug hält. Sein Lebens­raum ist über­all dort, wo er ausrei­chend Beute vorfin­det, welcher aber durch massive Abhol­zun­gen und das Insek­ten­ster­ben immer klei­ner wird. Deshalb braucht er ein struk­tur­rei­ches Gebiet mit hohen, alten Bäumen (Hain­bu­chen, Erlen, Eichen), Hecken und lich­ten Wäldern, von denen er aus hohen Warten seine Nahrungs­quel­len erspäht. Selbst in Gebir­gen gibt es Habi­tate mit Grauschnäp­pern. Naht der bevor­ste­hende Winter, ist es für den Lang­stre­cken­zie­her Ende August bzw. Anfang Septem­ber Zeit aufzu­bre­chen. Seine Reise führt ihn bis ins tropi­sche Afrika südlich der Sahara. Mit Entfer­nun­gen von 120 km pro Tag schafft der kleine Sing­vo­gel für seine Körper­größe eine enorme Leis­tung!

Was dient dem Grauschnäp­per als Nahrungs­quelle?

Da sich der quir­lige Vogel fast nur von Insek­ten ernährt, verschlägt es ihn im Spät­jahr in die wärme­ren und insek­ten­rei­che­ren Zonen. Im April tritt er dann die lange Rück­reise an und bedient sich in euro­päi­schen Gefil­den an Flie­gen, Käfern, Hummeln, Bienen, Wespen und Schmet­ter­lin­gen. Bei der Jagd erweist er sich äußerst geschickt: Von einer Warte aus star­tend, schnappt er nach mehre­ren Insek­ten gleich­zei­tig und verharrt, ähnlich wie ein Koli­bri, mit schnel­lem Flügel­schlag stehend in der Luft. Der Grauschnäp­per macht somit seinem Namen alle Ehre. Auch bei Biene, Wespe und Co stellt er sich sehr clever an und entfernt vorm Verzehr deren Stacheln. Bei schlech­tem Wetter und im Herbst ist der kleine Insek­ten­fres­ser auch am Boden anzu­tref­fen wo er gerne Würmer oder Beeren verspeist.

Der Grauschnäpper ist ein Langsteckenzieher
Der Grauschnäp­per ist ein Lang­s­te­cken­zie­her

Wie können Sie den Grauschnäp­per im eige­nen Garten unter­stüt­zen?

Mit klas­si­schen Körner­fut­ter kann man den Grauschnäp­per leider nicht locken, jedoch ist es schon ein Ereig­nis, wenn Sie den unauf­fäl­li­gen Vogel einmal im Garten entde­cken. Damit er bei Ihnen bleibt, empfiehlt sich das Anle­gen von insek­ten­freund­li­chen Beeten und alten Baum­be­stän­den mit kahlen Ästen. Außer­dem freut sich der Halb­höh­len­brü­ter über entspre­chende Nist­käs­ten mit großen Einflug­öff­nun­gen. Der Grauschnäp­per ist zwar bei der Wahl seines Reviers recht anspruchs­voll, theo­re­tisch genügt ihm aber jede Art von napf­för­mi­ger Nist­hilfe. Das fängt schon bei einer Blumen­schale oder einer Blumen­am­pel. an Lassen Sie ihrer Krea­ti­vi­tät freien Lauf. Bei der Anbrin­gung der Nist­hilfe achten Sie bitte auf einen Mindest­ab­stand von zwei Metern zum Boden und auf einen katzen­si­che­ren Ort.

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