Nicht umsonst trägt die Singdrossel (Turdus philomelos) ihren wohlklingenden Namen. Schon von Weitem können Vogelfreunde ihren beeindruckenden, lauten Gesang wahrnehmen, denn die Singdrossel ist ein wahrer Meistersänger und ihr Gesang zählt zu den schönsten unter den Singvögeln. Da der lebhafte Insektenfresser bis auf Island in ganz Europa verbreitet ist, gilt diese Vogelart als noch nicht gefährdet.
Die Familie der Drosseln ist groß, zu ihnen gehören u. a. die Misteldrossel als auch die Amsel, welche alle in die Ordnung der Sperlinge ein kategorisiert werden.

Inhaltsverzeichnis
- Wildvogel im Porträt: Die Singdrossel im Kurzüberblick
- Wie sieht die Singdrossel aus? Gibt es Verwechslungsgefahren mit anderen heimischen Vögeln?
- Wie klingen der Gesang und der Singdrossel-Ruf?
- Welchen Lebensraum bevorzugt die Singdrossel?
- Singdrossel-Futter: Was dient der Singdrossel als Nahrungsquelle?
- Wie lange brüten Singdrosseln?
- Wo überwintert die Singdrossel?
- Wie können Sie die Singdrossel in unseren Gärten unterstützen?
Wildvogel im Porträt: Die Singdrossel im Kurzüberblick
Hier finden Sie einen ersten Überblick über die wichtigsten Eigenschaften der Singdrossel:
- Name: Singdrossel (Turdus philomelos)
- Aussehen: Braune Oberseite, weißer Bauch, dunkle Flecken an der Unterseite, leichter Gelbton an der Brust
- Zugverhalten: Standvogel und Kurzstreckenzieher
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: Anfang März bis Ende Oktober
- Futtertyp: Weichfutterfresser
- Nistkasten: Keiner (Freibrüter)
- Lebensraum: Laub-, Misch-, Nadelwälder, Gärten, Friedhöfe, Parks
- Gefährdung: Nicht gefährdet
- Besonderheiten: Knacken Schneckenhäuser auf einem Stein, dieser Platz wird Drosselschmiede genannt
Wie sieht die Singdrossel aus? Gibt es Verwechslungsgefahren mit anderen heimischen Vögeln?
Die Singdrossel hat eine Körpergröße von 20 bis 22 cm und ist somit etwas kleiner und zierlicher als ihre Verwandte, die Amsel (23 bis 29 cm), auch der Schwanz ist kürzer. Ihre Flügelspannweite beträgt ca. 33 bis 36 cm. Das Gewicht einer Singdrossel liegt zwischen 60 und 70 g, im Winter beim Ansammeln von Fettdepots futtert sich der schüchterne Vogel sogar bis zu 90 g an. Je nach Lebensbedingungen kann der Virtuose unter den Singvögeln bis zu 10 Jahren in freier Natur alt werden. Ein stolzes Singdrossel-Alter!
Die Singdrossel erkennt man gut an der Oberseite ihres Gefieders, das in verschiedenen Brauntöne gefärbt ist. Die Brust erstrahlt in einem leichten Gelbton, welcher an der Unterseite in einen weißen Farbverlauf wechselt und mit dunkelbraunen Flecken durchgesprenkelt wird. Deshalb kann es hier auch zur Verwechslung mit der Misteldrossel kommen. Diese besitzt ebenfalls dunkelbraune Flecken, allerdings sind ihre rund und nicht pfeilspitzenförmig wie bei der Singdrossel. Die Flügeldecken der Singdrossel sind ebenfalls in Brauntönen gehalten, während der Vogelbeobachter beim Flug ihre rostgefärbten Unterflügeldecken bewundern darf. Die kurzen Beinchen sind hellrosa, ihre knopfartigen Augen tiefschwarz.
Zwischen männlichen und weiblichen Singdrosseln gibt es farblich keine Unterschiede, jedoch ist das Männchen etwas größer. Die Jungvögel jedoch besitzen noch ausgeprägte, zimtgelbe Flecken auf dem Rücken und den Schultern.
Wie klingen der Gesang und der Singdrossel-Ruf?
Wer einmal den Ruf der Singdrossel vernommen hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie ein wahrer Gesangsvirtuose ist. Ihr Repertoire ist vielseitig und erstreckt sich von lauten und sehr klaren Tönen bis zu leisem Gezwitscher. Bei intensivem Lauschen wird dem Vogelbeobachter nach einiger Zeit auffallen, dass sich die mehrsilbigen Elemente zwei bis viermal wiederholen. Die Singdrossel zählt morgens zu den ersten Teilnehmern des vielseitigen Vogelchores und verlässt die „Bühne“ als einer der Letzten nach Sonnenuntergang, genauso wie ihre Verwandte, die Amsel.
Der Singdrossel-Ruf hört sich dagegen wie ein „zip“, an, welcher bei Gefahr oder Aufregung in ein scharfes „djück“ oder „djück-djück“ wechselt, was Wiederum auch dem der Amsel ähnelt. Ein hohes „zit“ oder ein kurzes „zip“ dienen dagegen als Lockruf oder als Ruf im Flug. Außerdem parodiert die Singdrossel gerne andere Vogelarten. Doch geben Sie acht: Der Singdrossel-Gesang klingt ähnlich wie der der Misteldrossel!
Welchen Lebensraum bevorzugt die Singdrossel?
Vogelfreunde treffen die Singdrossel in lichten Laubwäldern, Mischwäldern mit vielen Nadelbäumen und Feldgehölzen an. Aber auch in feuchten Landschaften, wie Moor- und Auwäldern, Parks und Gärten baut der quirlige Vogel seine Nester, da er sich als Kulturbrüter menschlicher Zivilisation angepasst hat. Anders als die Amsel ist die Singdrossel aber kein ausgesprochener Kulturfolger. Das gefiederte Tier stellt aber eine Bedingung an seinen Lebensraum: Die dichten Sträucher und Bäume sollten ausreichend offene Freiflächen besitzen. Dort findet sie ihr Nahrungsangebot, welches durch massives Arten- und Insektensterben erschreckenderweise radikal abnimmt.
Singdrossel-Futter: Was dient der Singdrossel als Nahrungsquelle?
Da die Singdrossel zu den Weichfutterfressern gehört, stehen auf ihrem Speiseplan allerlei Köstlichkeiten wie Regenwürmer und Gehäuseschnecken, die sie als Bodenjäger auf der Erdoberfläche ausfindig machet. Blitzschnell greift sie mit ihrem spitzen Schnabel zu. In der kalten Jahreszeit – in der es weniger Insekten gibt – wird der Vogelbauch dann auch mit Beeren gesättigt, um sich reichlich Fettreserven anzufuttern. Um an die leckere Innenspeise des Schneckenhauses zu gelangen, wendet der geschickte Vogel einen Trick an: War die Jagd erfolgreich, fliegt die Singdrossel mit der Schnecke zu ihrem auserwählten Stein, der sich in ihrem Revier befindet und zertrümmert darauf das Schneckenhaus. Nicht umsonst wird im Volksmund besagter Stein als „Drosselschmiede“ bezeichnet, da sich lauter kaputte Schneckenhäuser rundherum befinden. Vogelbeobachter können deshalb darauf schließen, dass dort eine Singdrossel fleißig am Werk war.

Wie lange brüten Singdrosseln?
Singdrosseln gehören zu den Freibrütern, weshalb sie ab März bereits mit dem Brüten beginnen und in dichtem Blattwerk mit Sträuchern und Bäumen wenige Meter über dem Boden ein Nest bauen. Das Nest sieht äußerlich dem einer Amsel ähnlich, im Inneren jedoch wird es aus einer Mischung lehmiger Erde und faulendem Holz ausgestattet. Das Weibchen legt nach getaner Arbeit ca. vier himmelblaue Eier mit dunklen Sprenkeln in das Nestchen.

Nach etwa 14 Tagen schlüpfen die Küken, die völlig nackt und blind zur Welt kommen. Rund um die Uhr versorgen die Vogeleltern die Kleinen weitere zwei Wochen mit Nahrung, die mit ihrem Singdrossel-Ruf lautstark auf ihren Hunger aufmerksam machen. Bevor die Jungtiere richtig flügge werden, verlassen sie das Nest und halten sich in unmittelbarer Nähe auf dem Boden auf. Die Eltern sind nicht weit entfernt, da sie von ihnen noch weiter gefüttert werden. Mit solch einer Taktik wird verhindert, dass die komplette Brut den Raubvögeln wie Habichten, Baumfalken und Sperbern zum Opfer fallen könnte. Diese starten ihre Angriffe blitzschnell aus der Luft und schnellen dann wie ein Pfeil nach unten, um auffliegende junge Singdrosseln zu packen. Aber auch auf dem Boden lauert die Gefahr in Form von Katzen und Mardern.
Die Singdrossel brütet in der Regel von März bis August. In dieser Zeit können bis zu drei Gelege erfolgreich großgezogen werden, bevor die meisten Vögel dann in Scharen die lange Reise in die wärmeren Regionen Richtung Südeuropa antreten.
Wo überwintert die Singdrossel?
Die schüchterne Singdrossel zählt sowohl zu den Teilziehern, als auch zu den Standvögeln. Hält der Frühling Einzug ins Land, ist der lebhafte Vogel der erste Frühlingsbote, der bereits im Februar in kleineren Gruppen aus seinem Winterquartier, dem Mittelmeerraum, Südeuropa, den britischen Inseln oder Kleinasien zurückkehrt. Einige Exemplare jedoch überwintern auch in unseren Gefilden, weshalb Ornithologen die Singdrossel als Teilzieher bezeichnen. Zwar ist die Singdrossel noch nicht als gefährdet eingestuft, jedoch gilt sie in den mediterranen Ländern als Delikatesse, weshalb viele Singvögel Opfer von Fangnetzen werden und darin qualvoll verenden.
Wie können Sie die Singdrossel in unseren Gärten unterstützen?
Durch zunehmende Zerstörung der Wälder und Modernisierung unserer Infrastruktur wird die Singdrossel aus ihrem natürlichen Lebensraum verdrängt, weshalb sie immer häufiger in Gärten und Parks anzutreffen ist. Sie können diesen Vögeln helfen, indem Sie den lebhaften Tieren einen möglichst naturbelassenen Garten anbieten, in Form von Bäumen, Büschen, Blühpflanzen und beerenreichen Sträuchern wie Eberesche, Holunder und Stechpalme. Somit bieten Sie dem Freibrüter gleichzeitig Nahrungsquellen und Versteckmöglichkeiten an, da sie klassisches Vogelfutter und Nistkästen leider nicht annimmt. Außerdem freut sich das Singdrosselvogelherz über extra eingerichtete Vogeltränken und insektenfreundliche Beete, ohne den Einsatz von Pestiziden.