Die Raben­krähe: Steck­brief eines heimi­schen Vogels

Fällt das Wort Raben­krähe, eilt ihr oft ein schlech­ter Ruf voraus, welcher dem Tier über­haupt nicht gerecht wird. Nicht zuletzt mag es daran liegen, dass die Raben­krähe, (umgangs­sprach­lich auch Galgen­vo­gel, Dieb oder Aaskrähe genannt), durch ihr schwar­zes Gefie­der eine unheim­li­che Mystik ausstrahlt, welche durch den kräch­zen­den Raben­krä­hen Ruf noch unter­malt wird. Dabei ist die Raben­krähe (im latei­ni­schen Corvus corone) ein hoch intel­li­gen­ter Vogel, der sogar mensch­li­che Gesich­ter erkennt und eigene Artge­nos­sen unter­schei­den kann.

Kate­go­risch wird die Raben­krähe, genauso wie die Nebel­krähe, als Unter­art der euro­päi­schen Aaskrähe einge­ord­net. Sie ist in ganz Europa verbrei­tet, was sie nicht zuletzt ihrer Intel­li­genz und ihren Fähig­kei­ten zu verdan­ken hat. Aus dem städ­ti­schen Raum ist die Raben­krähe deshalb gar nicht mehr wegzu­den­ken. Man bezeich­net sie deshalb auch als soge­nann­ter „Kultur­fol­ger“, da die Raben­krähe ihren Lebens­raum an die mensch­li­che Zivi­li­sa­tion ange­passt hat.

Rabenkrähe - heimischer Vogel
Raben­krähe – heimi­scher Vogel

Vogel im Porträt: Die Raben­krähe im Kurz­über­blick

  • Name: Raben­krähe (Corvus corone)
  • Ausse­hen: Komplett schwar­zes Gefie­der, gefie­der­ter Schna­bel­an­satz
  • Zugver­hal­ten: Stand­vo­gel
  • Beob­ach­tungs­zeit­raum in Deutsch­land: Ganz­jäh­rig zu beob­ach­ten
  • Futter­typ: Alles­fres­ser
  • Nist­kas­ten: Keiner (Frei­brü­ter)
  • Lebens­raum: Lichte Wälder, Agrar- und Kultur­land­schaf­ten, Städte und Dörfer
  • Gefähr­dung: Nicht gefähr­det
  • Beson­der­hei­ten: Häufig in Kolo­nien anzu­tref­fen

Äußer­li­che Merk­male der Raben­krähe – Wie unter­schei­den sich die Krähen­ar­ten unter­ein­an­der?

Die Raben­krähe erlangt eine Größe von ca. 44 bis 51 cm, ihr Körper­ge­wicht beträgt rund 400 bis 700 g. Trotz ihrer klei­nen Größen liegt die Lebens­er­war­tung von Raben­krä­hen im Durch­schnitt bei 15 Jahren. Sie kann im Frei­land bis zu 19 Jahre alt werden.

Um die Raben­krähe von ande­ren Krähen­ar­ten zu unter­schei­den, soll­ten Sie auf folgende Merk­male achten: Im Gegen­satz zur Nebel­krähe ist das Gefie­der tief­schwarz. Es schim­mert in der Sonne blau/ schwarz. Der kräf­tig ausge­prägte Schna­bel wie auch die Beine sind eben­falls schwarz. Auffäl­lig beim Schna­bel ist zudem der gefie­derte Ansatz. Beob­ach­ten Sie hinge­gen eine Saat­krähe wird Ihnen als Unter­schei­dungs­merk­mal ihre helle, unge­fie­derte Schna­bel­ba­sis auffal­len.

Neben der Saat­krähe, die der Raben­krähe ähnelt, gibt es noch die bereits erwähnte Nebel­krähe. Diese Krähen­art werden Sie hier bei uns aller­dings kaum zu Gesicht bekom­men, da sich ihr natür­li­cher Lebens­raum in Osteu­ropa und Teilen von Nord- und Südeu­ro­pas befin­det. Bei der Nebel­krähe werden Sie optisch sofort ein grau/ schwar­zes Gefie­der wahr­neh­men.

Schwie­ri­ger wird die Unter­schei­dung dage­gen beim Kolk­ra­ben, dem größ­ten verwand­ten heimi­schen Krähen­vo­gel. Auf den ersten Blick gibt es optisch keine Unter­schiede, da auch der Kolk­rabe von Kopf bis Fuß komplett schwarz ist. Sie können aber einen Größen­un­ter­schied zwischen beiden Krähen­ar­ten ausma­chen. Der Kolk­rabe kann eine Größe von bis zu 70 cm errei­chen, was der Grüße eines Bussar­des entspricht. Hinzu kommt noch, dass Kolk­ra­ben in unse­ren Brei­ten­gra­den selte­ner als die Raben­krähe in freier Wild­bahn anzu­tref­fen sind.

Bei den Geschlech­tern gibt es bei den Raben­krähe keine Unter­schiede zwischen Männ­chen und Weib­chen, sie sehen rein optisch beide gleich aus, wobei das Männ­chen etwas schwe­rer und größer ist.

Wo befin­det sich der natür­li­che Lebens­raum der Raben­krähe?

Raben­krä­hen halten sich gerne in offe­nen und halb offen Land­schaf­ten, wie Wiesen, Gärten oder Parks mit inte­grier­ten Baum­grup­pen, auf. Auch Hecken, Sträu­cher und klei­nere Wald­stü­cke zählen zu den bevor­zug­ten Gebie­ten. In dich­ten Wäldern ist der Vogel dage­gen selten anzu­tref­fen. Da die Raben­krähe im Laufe der Zivi­li­sa­tion gelernt hat, mit den Menschen zusam­men zu leben, haben sie ihre Scheu vor uns verlo­ren und nähern sich bis auf wenige Meter an sie heran. Der beein­dru­ckende Vogel wirkt zum Teil regel­recht frech und forsch, beob­ach­tet den Menschen, was bei den Zwei­bei­nern auch manch­mal Unbe­ha­gen auslö­sen kann.

Wie klingt der Raben­krä­hen-Ruf?

Schon aus der Ferne nimmt man den eindring­li­chen Ruf dieses mysti­schen Vogels wahr. Sein charak­te­ris­ti­sches „Kraah kraah“ Gekrächze ist deshalb unver­kenn­bar. Während viele andere heimi­schen Vögel durch ein lieb­li­ches Gezwit­scher auf sich aufmerk­sam machen wollen, ist der Raben­krä­hen Gesang selten. Es klingt auch eher wie ein geschwät­zi­ges Pfei­fen. Der laut­starke Raben­krä­hen-Ruf dient dazu, andere Krähen auf sich oder eine Futter­quelle aufmerk­sam zu machen. Sie haben viel­leicht schon einmal beob­ach­ten können, wenn sich ein Dutzend oder mehr Tiere laut­stark auf einem abge­ern­te­ten Feld oder in Baum­kro­nen versam­meln und dort eine „Sitzung“ abhal­ten. Wenn Schla­fens­zeit ist, bilden die schwar­zen Vögel eben­falls größere Schwärme und suchen gemein­sam einen Schlaf­platz auf.

Rabenkähen: Männchen und Weibchen sehen gleich aus
Rabenkä­hen: Männ­chen und Weib­chen sehen gleich aus

Wie sieht das Bezie­hungs­ver­hal­ten und die Brut­zeit der Raben­krähe aus?

Es kommt im Tier­reich durch­aus öfters vor, dass Männ­chen und Weib­chen mono­game Bezie­hun­gen einge­hen und ein Leben lang zusam­men­blei­ben. So auch bei der Raben­krähe. Ihre Brut­zeit kann je nach Nahrungs­an­ge­bot schon recht früh im Jahr, nämlich im Februar begin­nen. In der Regel dauert sie aber von April bis Juni. Das Krähen-Weib­chen legt zwei bis sechs blau­grüne, gespren­kelte, vier Zenti­me­ter große Eier in das Nest, welches sich hoch oben in der Baum­krone befin­det. Im liebe­voll gebau­ten Heim bestehend aus Lehm, Halmen und Zwei­gen außen, während die Nest­mulde aus Federn und Haaren im Inne­ren besteht, brütet das Raben­krä­hen-Weib­chen etwa 20 Tage. Dann schlüp­fen die klei­nen Krähen­jun­gen. Das Weib­chen bleibt die ersten Tage im Nest und über­nimmt die Brut­pflege der Nest­ho­cker. Anschlie­ßend kümmern sich beide Eltern­teile gemein­sam etwa 35 Tage um Aufzucht und Fütte­rung der Jungen.

Sie können eine junge Raben­krähe übri­gens an ihrem matten bräun­li­chen Gefie­der und an den strah­lend blauen Augen erken­nen. Erst im Laufe des Raben­krä­hen Alters wech­selt die Augen­farbe ins Bräun­li­che.

Da Raben­krä­hen soziale Wesen sind, ist es durch­aus nicht selten, dass die älte­ren Jung­vö­gel den Eltern  bei der Aufzucht der jünge­ren Geschwis­ter helfen. Um ihr Nest und das Revier gegen Angrei­fer zu vertei­di­gen, scheuen sie auch vor Fein­den, die größer sind als sie selbst nicht zurück. Zu ihren Fein­den zählen zum Beispiel der Rotmi­lan, Seead­ler oder Turm­fal­ken. Es ist nicht unge­wöhn­lich, dass sich die Raben­krä­hen in Grup­pen zusam­men­schlie­ßen und gegen den Uhu, ihren Fress­feind, vorge­hen. Dieser ist äußert erpicht darauf, die Nester der Raben­krä­hen zu plün­dern. Auch der Mensch stellt leider eine massive Bedro­hung für die intel­li­gen­ten Vögel dar.

Rabenkrähen sind oft in Gruppen unterwegs
Raben­krä­hen sind oft in Grup­pen unter­wegs

Was fres­sen Raben­krä­hen?

Der intel­li­gente Vogel gehört zu den Alles­fres­sern. Ihre Nahrungs­pa­lette reicht in den Sommer­mo­na­ten von Klein­tie­ren, Obst bis zu Insek­ten, die sie zum Beispiel unter Stei­nen finden. Die Krähe ist sehr erfin­de­risch und benutzt u. a. Werke­zeuge (Äste), um an Futter zu gelan­gen. Da die Raben­krähe Dauer­gast bei uns ist, steht im Winter über­wie­gend pflanz­li­ches Futter wie Beeren, Walnüsse und Säme­reien auf der Spei­se­liste. Nicht zuletzt verdient sich die Raben­krähe ihren Ruf als „Stra­ßen­rei­ni­gung“ und berei­nigt den Asphalt von toten Tieren oder Aas. Hier­bei erweist die Raben­krähe beson­de­res Geschick, indem sie erst einmal den Stra­ßen­ver­kehr beob­ach­tet. Wenn sie mit ihrem Part­ner unter­wegs ist, wech­seln sich beide Vögeln beim Fres­sen ab. Der Part­ner bezieht Stel­lung und warnt durch seinen Raben­krä­hen-Ruf den ande­ren Vogel vor Gefah­ren. Ihrer Intel­li­genz haben es die Raben­krä­hen zu verdan­ken, dass sie sich auch aus frem­den Nestern ande­rer Vogel­ar­ten Jung­tiere oder Eier erbeu­ten. Der schwarze Vogel beob­ach­tet das fremde Nest und schlägt zu, sobald die Bewoh­ner auf Nahrungs­su­che gehen.

Wie kann ich der Raben­krähe im eige­nen Garten helfen?

Wie bereits erwähnt, ist der Mensch dem mysti­schen Tier nicht immer wohl­ge­son­nen. Lange Zeit galten sie als Schäd­linge für Land­wirte und gelten es leider immer noch. Im Garten trei­ben sie ihr Unwe­sen, so ist zumin­dest der Raben­krä­hen schlech­ter Ruf, da die Eier und Jung­vö­gel unse­rer einhei­mi­schen klei­nen Sing­vö­gel u. a. auf ihrer Spei­se­karte stehen. Dabei ist inzwi­schen erwie­sen, dass der Mensch das größere Problem für unsere heimi­sche Vogel­welt darstellt: Dank zube­to­nierte Gärten, immer klei­ner werden­den Frei­flä­chen, Einsatz von Pesti­zi­den und Mono­kul­tur.

Wenn Sie zu den Freun­den der Raben­krähe gehö­ren, freuen sich die Vögel zum Beispiel über hohe Bäume, für ihre Nist­plätze oder über einge­rich­tete Futter­stel­len, bei denen Sie zum Beispiel Nüsse, Samen und Sonnen­blu­men­kerne als Vogel­fut­ter verstreuen kannst. Da Raben­krä­hen ein sehr domi­nan­tes Verhal­ten an den Tag legen, soll­ten Sie ruhig mehrere Futter­stel­len im Garten anbie­ten, damit auch klei­nere Sing­vö­gel die Chance haben, an Futter zu gelan­gen. Raben­krä­hen sind Frei­brü­ter, daher nehmen sie keine künst­li­chen Nist­hil­fen wie Nist­käs­ten an.

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