Der Haus­rot­schwanz (Rotschwänz­chen): Steck­brief eines heimi­schen Vogels

Der Haus­rot­schwanz (Phoe­ni­cu­rus ochru­ros) ist von weni­gen Vögel, die sich hervor­ra­gend an das Leben in der Groß­stadt ange­passt haben. Ursprüng­lich bewohnte er Fels­re­gio­nen im Gebirge, doch mit der Zeit zog es ihn immer mehr in die Zivi­li­sa­tion. Da das Haus­rot­schwänz­chen einen Lebens­raum mit wenig Vege­ta­tion bevor­zugt, fühlt es sich auch in Innen­städ­ten wohl.

Auch wenn diese Vogel­art aktu­ell nicht als bedroht gilt, können wir Menschen dazu beitra­gen, dass wir diesen auffal­lend schö­nen Vogel noch lange in unse­ren Städ­ten und Gärten beob­ach­ten können. Das Rotschwänz­chen ist ein sehr heimat­treuer Vogel und kehrt immer wieder zu seinem ursprüng­li­chen Brut­platz zurück. Wenn Sie also geeig­nete Nist­käs­ten in Ihrem Garten aufstel­len, haben Sie die Chance auf eine lang­fris­tige Nach­bar­schaft mit diesen Garten­vö­geln.

Rotschwänzchen Weibchen
Rotschwänz­chen Weib­chen

Vogel­por­trät: Das Rotschwänz­chen im Kurz­über­blick

  • Name: Haus­rot­schwanz (Phoe­ni­cu­rus ochru­ros), Rotschwänz­chen
  • Ausse­hen: Männ­chen sind grau­schwarz gefärbt, Weib­chen eher grau­braun, beide haben einen langen rost­ro­ten Schwanz
  • Zugver­hal­ten: Mittel- und Lang­stre­cken­zie­her
  • Beob­ach­tungs­zeit­raum in Deutsch­land: März bis Novem­ber
  • Brut­zeit: Mai bis Juli
  • Futter­typ: Weich­fut­ter­fres­ser
  • Nist­kas­ten: Halb­höh­len-Nist­kas­ten
  • Lebens­raum: Vege­ta­ti­ons­arme, offene Gebiete, Gärten, Dörfer
  • Gefähr­dung: Nicht gefähr­det
  • Beson­der­hei­ten: Schon rund 70 Minu­ten vor Sonnen­auf­gang star­tet der Haus­rot­schwanz mit seinem laut­star­ken Gesang

Ausse­hen und äußere Merk­male von Haus­rot­schwänz­chen

Mit einer Körper­größe von rund 14 Zenti­me­tern ist das Rotschwänz­chen genauso groß wie das Rotkehl­chen oder der Haus­sper­ling. Das Gewicht eines Rotschwänz­chen liegt zwischen 14 und 20 Gramm. Diese Vogel­art hat zudem rela­tiv lange Flügel. Euro­päi­sche Vertre­ter dieser Art weisen eine Flügel­länge von 85 bis 91 Milli­me­tern und eine Spann­weite von rund 26 Zenti­me­tern auf.

Das Haupt­merk­mal dieser Vogel­art ist der rost­rote Schwanz, der sowohl beim Weib­chen als auch beim Männ­chen vorkommt. Die weib­li­chen und männ­li­chen Tiere dieser Vogel­art lassen sich dennoch gut unter­schei­den. Das Rotschwänz­chen-Weib­chen ist grund­sätz­lich heller gefärbt, als das Männ­chen. Das Haus­rot­schwanz-Weib­chen hat einen grauen Kopf und einen maus­grauen Körper.

Männ­li­che Tiere haben im Gegen­satz zu den weib­li­chen Vögeln eine schie­fer­graue Ober­seite, ein schwar­zes Gesicht, eine graue und schwarze Unter­seite sowie einen grauen Ober­kopf.

Hausrotschwanz Männchen
Haus­rot­schwanz Männ­chen

Ruf und Gesang des Rotschwänz­chens

Der Haus­rot­schwanz zeich­net sich durch seinen unver­wech­sel­ba­ren Gesang aus, der im Mittel­teil eher einem krat­zen­den Geräusch ähnelt. Er gehört zu den ersten Vögeln, die sich früh morgens durch Gesang verstän­di­gen. Spätes­tens ab März macht sich der Zugvo­gel bei uns in Deutsch­land mit seinem heiser klin­gen­den Gesang bemerk­bar.

Neben dem charak­te­ris­ti­schen Gesang sind von einem Rotschwänz­chen am häufigs­ten zwei Rufe zu hören. Diese beiden Laute werden häufig auch kombi­niert und finden als Alarm- oder Kontakt­ruf Verwen­dung. Zum einen handelt es sich dabei um ein nach oben gezo­ge­nes, kurzes „fit“ oder „sit“, zum ande­ren um ein aggres­siv klin­gen­des, schnal­zen­des „tk-tk“ oder „tuc-tuc“. Vor allem der letzte Ruf wird schnell anein­an­der gereiht vorge­tra­gen, vor allem wenn sich Boden­feinde nähern.

In diesem Video ist der Gesang des Rotschwänz­chens schön zu hören:

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Natür­li­cher Lebens­raum des Haus­rot­schwänz­chens

Der Haus­rot­schwanz besie­delt als eine der weni­gen Vogel­ar­ten alle Höhen­stu­fen und ist damit in alpi­nen Höhen­stu­fen ebenso anzu­tref­fen, wie in Meeres­höhe. Sein natür­li­cher Lebens­raum umfasst eine breite Palette feuch­ter bis trocke­ner Berg- und Fels­re­gio­nen. Zudem besie­delt er inzwi­schen zahl­rei­che Lebens­räume, die vom Menschen geschaf­fen wurden. Das Rotschwänz­chen ist damit auch in Indus­trie­ge­bie­ten, in Innen­städ­ten und auf Dörfern und Fried­hö­fen heimisch.

Die Vogel­art bevor­zugt lichte und über­sicht­li­che Vege­ta­tio­nen. Da Rotschwänz­chen grund­sätz­lich nicht sehr störungs­emp­find­lich sind, sind sie auch bei der Wahl ihrer Nest­stand­orte ausge­spro­chen flexi­bel. Sie nisten sowohl inner­halb als auch außer­halb von mensch­li­chen Sied­lun­gen. Kies- und Sand­gru­ben, Wein­berge, Wohn­ge­bäude sowie Gewerbe- und Indus­trie­an­la­gen dienen dem Rotschwänz­chen eben­falls als Habi­tat.

Auch während des Vogel­zu­ges bevor­zu­gen diese Vögel über­sicht­li­che, offene Habi­tate als Rast­plätze. Das Rotschwänz­chen nutzt im Spät­som­mer vor allem die umlie­gen­den Kultur­land­schaf­ten wie Acker­bra­chen und Mais­fel­der. Bei schlech­tem Wetter bevor­zugt der Haus­rot­schwanz auch Fluss­ufer als Rast­platz. Schilf- und Ried­ge­biete meidet er hinge­gen (trotz des halb­of­fe­nen Charak­ters sowie des riesi­gen Nahrungs­an­ge­bots).

Paarung und Brut­ver­hal­ten der Rotschwänz­chen

Der Haus­rot­schwanz gehört zu den Halb­höh­len- und Gebäu­de­brü­tern und wird (wie viele heimi­sche Vogel­ar­ten) mit Ende seines ersten Lebens­jah­res geschlechts­reif. Die Balz beginnt im April. In der frühen Paar­bil­dungs­phase kommt es bei diesen Vögeln zu ausge­dehn­ten Verfol­gungs­jag­den, die schließ­lich in ritua­li­sier­ten Balz­ges­ten enden. Bei der Balz brin­gen die mehr­jäh­ri­gen Männ­chen ihr Flügel­spie­gel zur Geltung. Zur Vorbe­rei­tung auf das zukünf­tige Brut­ge­sche­hen inspi­zie­ren Männ­chen und Weib­chen zunächst gemein­sam einige poten­zi­elle Nist­plätze.

Haus­rot­schwänz­chen bauen ihr Nest an und in Gebäu­den, in Fels­spal­ten, Stein­hau­fen und Baum­höh­len oder auch zwischen Holz­sta­peln. Sie sind bei der Wahl ihres Nist­plat­zes also nicht beson­ders wähle­risch. Häufig trifft man die Vogel­art in Indus­trie­ge­bie­ten. Dort brüten die Vögel gerne in Hallen, wo sie ihr Nest auf den oberen Stahl­trä­gern errich­ten. Den Platz, an dem mit dem Bau des Nests begon­nen wird, sucht stets das weib­li­che Haus­rot­schwänz­chen aus. Als Bauma­te­ria­lien werden Halme, Wurzeln und Moos verwen­det, wobei das Nest im Inne­ren weich mit Haaren und Federn ausge­pols­tert wird.

In der Brut­zeit von Mai bis Juli haben die Rotschwänz­chen in der Regel zwei Jahres­bru­ten. Das Gelege setzt sich meist aus 5 bis 6 weißen Eiern zusam­men. Nach einer Brut­dauer von rund 14 Tagen werden die Jung­vö­gel noch ca. 17 Tage lang im Nest durch die Eltern­vö­gel mit Nahrung versorgt, bis sie schließ­lich flügge werden.

Rotschwänzchen Jungtiere im Nest
Rotschwänz­chen Jung­tiere im Nest

Feinde und Gefah­ren des Haus­rot­schwan­zes

Rotschwänz­chen sind ganz schön mutig. Vor allem, wenn es um die Vertei­di­gung ihres Reviers geht, scheuen die Vögel selbst vor großen Gegnern kaum. Zu den natür­li­chen Fress­fein­den dieser Tiere gehö­ren sowohl Katzen, Elstern und Wiesel, als auch Eich­hörn­chen, Sper­ber und Falken. Darüber hinaus ist der Mensch eine der größ­ten Gefah­ren für die Haus­rot­schwänz­chen.

Auch wenn diese Vogel­art aktu­ell nicht zu den gefähr­de­ten Arten gehört, so sind die Bestände der Rotschwänz­chen (trotz verein­zel­ter regio­na­ler Erho­lun­gen) derzeit stark rück­läu­fig. Neben der Tatsa­che, dass immer mehr tief­grei­fende Verän­de­run­gen in den Brut­ge­bie­ten durch Menschen­hand durch­ge­führt werden, ist auch der verstärkte Insek­ti­zid- und Pesti­zid­ein­satz in der konven­tio­nel­len Land­wirt­schaft eine der Haupt­ur­sa­chen für die rück­läu­fi­gen Bestände. Das gilt im Übri­gen nicht nur für Rotschwänz­chen, sondern für unsere ganze heimi­sche Vogel­welt.

Natür­li­che Lebens­er­war­tung der Rotschwänz­chen

Für die Alters­struk­tur der Rotschwänz­chen kommen Hoch­rech­nun­gen und Beob­ach­tungs­da­ten über­ein­stim­mend zu dem Ergeb­nis, dass etwa die Hälfte der Haus­rot­schwanz-Popu­la­tion rund ein Jahr alt ist. Weitere 40 % der Vögel sind zwischen einem und drei Jahren und nur etwa 3 % der Tiere errei­chen ein Lebens­al­ter von 5 und mehr Jahren. Das Höchst­al­ter eines frei­le­ben­den Haus­rot­schwänz­chens, das bisher doku­men­tiert werden konnte, beträgt rund 10 Jahre.

Natür­li­ches Futter der Rotschwänz­chen

Als Weich­fut­ter­fres­ser bevor­zug­ten Rotschwänz­chen Insek­ten und Spin­nen sowie deren Larven als Nahrung. Im Spät­som­mer ernährt sich die Vogel­art aber auch gerne von Beeren. Der Vogel sucht sich seine Nahrung vorzugs­weise auf vege­ta­ti­ons­ar­men Flächen. Aber auch auf Halden, in Abbruch­zo­nen oder auf Geröll­hal­den geht der Haus­rot­schwanz gerne auf Futter­su­che. Seine Beute erspäht er dabei von einer Warte aus und nähert sich ihr dann in einem wilden Zick­zack-Flug. Im Herbst sucht sich der Vogel, der ohne­hin in Dörfern und Städ­ten heimisch ist, seine Beeren über­wie­gend in unse­ren Gärten.

Haus- und Garten­rot­schwanz im Vergleich

Der Haus­rot­schwanz ist nahe verwandt mit dem Garten­rot­schwänz­chen, sodass diese beiden Vogel­ar­ten häufig mitein­an­der verwech­selt werden. Aller­dings gibt es einige Unter­schiede zwischen den zwei Arten: Während der Garten­rot­schwanz in Dörfern und Städ­ten nur selten beob­ach­tet werden kann, ist der Haus­rot­schwanz in besie­del­ten Gebie­ten äußerst häufig anzu­tref­fen und hat sich den Gege­ben­hei­ten des Menschen perfekt ange­passt. Bei der Wahl des Nist­plat­zes ist der Garten­rot­schwanz sehr wähle­risch, während sich der Haus­rot­schwanz auch mit einfa­che­ren Plät­zen zufrie­den gibt. Ihm genügt bereits ein Mauer­loch oder ein Balken unter dem Dach. Haus­rot­schwänz­chen nehmen auch eine am Schup­pen oder Haus ange­brachte Halb­höhle gerne an, während das für den Garten­rot­schwanz aufgrund seiner Scheu nicht infrage käme.

Aber auch äußer­lich lassen sich die beiden Vogel­ar­ten bei genauem Hinse­hen leicht unter­schei­den. Das Garten­rot­schwanz-Männ­chen ist sehr kontrast­reich gefärbt und hat eine rost­rote Brust. Haus­rot­schwänz­chen besit­zen hinge­gen eine weni­ger auffal­lende graue bis rußschwarze Brust. Auch die weib­li­chen Haus­rot­schwänze, die über­wie­gend maus­grau sind, unter­schei­den sich deut­lich von den Garten­rot­schwanz-Weib­chen. Deren beson­de­res Erken­nungs­merk­mal ist die leicht orange gefärbte Brust.

Das wich­tigste Unter­schei­dungs­merk­mal der beiden Vogel­ar­ten ist jedoch die Stimme bezie­hungs­weise deren Gesang. Der Gesang der Garten­rot­schwänz­chen ist wohl­tö­nend, die Stimme der Haus­rot­schwanz-Männ­chen eher knir­schend und krat­zig.

In diesem Video sind die Unter­schiede noch einmal schön zusam­men­ge­fasst:

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