Der Klei­ber: Steck­brief eines heimi­schen Vogels

Der Klei­ber (Sitta euro­paea) ist ein klei­ner blau-oran­ge­ner Sing­vo­gel, der zur Fami­lie der Klei­ber (Sittidae) gehört.

Sein Name leitet sich vom Mittel­hoch­deut­schen „klei­ben“ für kleben, befes­ti­gen ab. Hand­wer­ker, die Lehm­wände erstell­ten, wurden früher als Klei­ber bezeich­net. Der Vogel verdankt seinen Namen also seiner beson­de­ren Art des Brut­höh­len­baus: Der Klei­ber nutzt Brut­höh­len ande­rer Vögel, deren Eingänge er mit einer Mischung aus Lehm und seinem Spei­chel verklebt, um diese dann für die eigene Brut zu nutzen.

Er wird auch als Specht­meise bezeich­net, da seine Lebens­weise an Spechte und sein Ausse­hen an Meisen erin­nert. Der Klei­ber ist jedoch weder mit Spech­ten noch mit Meisen direkt verwandt.

Regio­nal kennt man den Klei­ber auch unter den Namen Sautrei­ber, Schofickl oder Saulo­cker.

Der Klei­ber wurde 2006 zum Vogel des Jahres in Deutsch­land und Öster­reich gewählt.

Kleiber - Vogel

Vogel­por­trät: Der Klei­ber in der Kurz­über­sicht

  • Name: Klei­ber (Sitta euro­paea), Specht­meise, Sautrei­ber, Schofickl, Saulo­cker
  • Ausse­hen: Gelb-orange Unter­seite, grau-bläu­li­che Ober­seite, schwar­zer Augen­streif
  • Zugver­hal­ten: Stand­vo­gel
  • Beob­ach­tungs­zeit­raum in Deutsch­land: Ganz­jäh­rig
  • Futter­typ: Alles­fres­ser
  • Nist­kas­ten: Voll­höh­len-Nist­kas­ten mit Einflug­loch­größe von mind. 32 bis 34 mm Durch­mes­ser
  • Lebens­raum: Laub­wäl­der, Misch­wäl­der, Parks, Gärten, Alleen, Fried­höfe, Obst­wie­sen
  • Gefähr­dung: Nicht gefähr­det
  • Beson­der­hei­ten: Der Klei­ber kann an Baum­stäm­men kopf­über nach unten laufen

Merk­male und Ausse­hen des Klei­bers

Der Klei­ber ist etwa 12 bis 14,5 cm groß und hat einen gedrun­ge­nen, kompak­ten Körper mit großem Kopf. Außer­dem hat er einen kurzen Hals und einen kurzen gera­den Schwanz, den er auch zum Abstüt­zen nutzt. Sein Körper­ge­wicht liegt in etwa zwischen 20 und 25 g.

Die Ober­seite seines Feder­klei­des ist blau-grau, die Unter­seite ist je nach Unter­art weiß bis ocker­far­big oder orange bis rost­rot gefärbt. Die Ober­schwanz­de­cken der Specht­meise sind rotbraun mit großen weißen Flecken. Der Klei­ber hat einen schwar­zen Augen­stei­fen und weiße Wangen und eine eben­falls weiße Kehle.

Der lange und spitze Schna­bel ist grau und eignet sich wunder­bar um Insek­ten aus der Baum­rinde heraus zu picken.

Männ­chen und Weib­chen sehen bei den Klei­bern sehr ähnlich aus. Das Männ­chen weißt typi­sche kasta­ni­en­braune Flan­ken auf, die beim Weib­chen im glei­chen Farb­ton wie der Bauch gefärbt sind.

Der Klei­ber kann kopf­über den Baum­stamm hinun­ter laufen. Da nur sehr wenige Vögel das können, kann man ihn gut daran erken­nen.

Die Jung­vö­gel sehen den erwach­se­nen Klei­bern bereits sehr ähnlich. Ledig­lich der Augen­streif ist noch nicht ganz so dunkel und der Bauch weni­ger rötlich gefärbt.

Der Klei­ber hat ein großes Reper­toire an Rufen und Gesang. Er ist ruffreu­dig und laut, was Sie in diesem Video gut hören können:

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Der natür­li­che Lebens­raum von Klei­bern

Der Klei­ber ist in Europa, Nord­west-Afrika und Asien (außer in Süd- und Südost­asien) verbrei­tet.

Der hübsche Klei­ber ist ein Stand­vo­gel. Damit ist er bei uns ganz­jäh­rig zu beob­ach­ten.

Er bewohnt offene Laub- und Misch­wäl­der (vor allem Eichen- und Buchen­wäl­der) mit Altholz­be­stand und vorhan­de­nen Höhlen, die er zum Brüten nutzt. Die Specht­meise besie­delt aber auch Hecken, Alleen, Parka­nal­gen, Fried­höfe und große Garten­an­la­gen.

Gerade im Winter sieht man den Klei­ber oft an Futter­stel­len im Garten Säme­reien und Fett­fut­ter naschen. Hier­bei geht der recht keine Vogel oftmals sehr selbst­be­wusst und laut vor, sodass er alle ande­ren Besu­cher des Futter­hau­ses zumin­dest für eine kurze Zeit verscheucht.

In freier Natur haben Klei­ber eine durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung von nur etwa 2 bis 3 Jahren. Viele junge Klei­ber fallen aber auch schon viel früher Fress­fein­den zum Opfer. Seine maxi­male Lebens­er­war­tung liegt bei nur etwa 7 Jahren.

Was frisst der Klei­ber?

Der Klei­ber ernährt sich haupt­säch­lich von verschie­de­nen Insek­ten, Larven, Raupen aber auch von Säme­reien, Nüssen, Früch­ten und Eicheln. Er zählt damit zu den Alles­fres­sern. Zur Nahrungs­su­che läuft der Klei­ber flink und schnell die Bäume in seinem Lebens­raum hoch und kopf­über hinun­ter und pickt dabei Insek­ten mit seinem spit­zen Schna­bel aus der Rinde und von Ästen und Blät­tern ab. Der Klei­ber legt gerne Futter­vor­räte an und knackt Nüsse und Eichen indem er sie in Baum­spal­ten klemmt und dann mit seinem Schna­bel geschickt aufhäm­mert.

Kleiber kopfüber am Baum

Eine Futter­stelle für Klei­ber im Garten schaf­fen

Wenn Sie eine Futter­stelle für Klei­ber in Ihrem Garten schaf­fen wollen, soll­ten sie sich für ein frei stehen­des oder hängen­des Vogel­fut­ter­haus oder eine Futter­säule entschei­den. Das Futter­haus bzw. die Futter­säule soll­ten an einem über­sicht­li­chen Ort im Garten aufge­stellt bzw. aufge­hängt werden. Anschlei­chende Katzen und andere Feinde können so von den Vögeln leich­ter wahr­ge­nom­men werden. Es ist wich­tig, dass in der direk­ten Umge­bung des Futter­hau­ses Büsche oder Bäume zum Verste­cken vorhan­den sind.

Falls in der Nähe des Vogel­fut­ter­hau­ses Fens­ter oder andere Glas­schei­ben vorhan­den sind, soll­ten Sie diese bekle­ben, damit die Vögel nicht dage­gen flie­gen und sich dabei verlet­zen können.

Als geeig­ne­tes Vogel­fut­ter für Klei­ber eige­nen sich verschie­de­nen Säme­reien, Sonnen­blu­men­kerne und Erdnüsse sehr gut. Auch Meisen­knö­del und anders Fett­fut­ter wird von Klei­bern gerne gefres­sen. Hier­bei soll­ten Sie unbe­dingt darauf achten, dass das Fett­fut­ter nicht in Plas­tik­net­zen verpackt ist. In Plas­tik­net­zen können sich die klei­nen Vögel sonst leicht mit ihren Füßchen verfan­gen und verlet­zen.

Kleiber an der Futterstelle

Paarung und Brut­ver­hal­ten des Klei­bers

Klei­ber werden mit etwa einem Jahr geschlechts­reif und führen mono­game Brute­hen. Während der Brut­zeit ist das Terri­to­ri­al­ver­hal­ten der klei­nen Specht­mei­sen sehr ausge­prägt.

In der Zeit von April bis Juni haben die Klei­ber­paare eine Jahres­brut (selten zwei) mit 6 bis 9 Eiern. Die Eier sind etwa 2 cm groß, weiß­lich gefärbt und mit rötli­chen Flecken gemus­tert.

Klei­ber sind Höhlen­brü­ter und auf Bäume mit natür­li­chen Höhlen oder Bauten ande­rer Vögel (wie Spechte) ange­wie­sen. Um eigene Höhlen zu bauen, ist der Schna­bel des Klei­bers aber nicht stark genug.

Zum Schutz vor Fress­fein­den wird der Eingang der Höhle mit Lehm und Spei­chel soweit verschlos­sen, bis der Klei­ber gerade noch so hindurch­passt. Die Brut­höh­len werden mit Rinden­stü­cken, Gras, Federn und Haaren ausgie­big gepols­tert. Den Nestin­nen­aus­bau über­nimmt in der Regel das Weib­chen, während das Männ­chen die passende Pols­te­rung anschleppt.

Die Brut­dauer beträgt etwa 14 bis 18 Tage. Nach dem Schlupf werden die Jung­vö­gel noch etwa 24 Tage im Nest von den Altvö­geln mit Nahrung versorgt, bevor sie das Nest verlas­sen und selbst­stän­dig auf Nahrungs­su­che gehen.

Kleiber an der Bruthöhle

Welche Nist­käs­ten eignen sich für Klei­ber?

Wenn Sie Klei­ber in Ihrem Garten unter­stüt­zen möch­ten, können Sie einen passen­den Nist­kas­ten aufhän­gen. Als Höhlen­brü­ter nutzen Klei­ber geschlos­sene Voll­höh­len­nist­käs­ten. Das Einflug­loch sollte etwa 32 mm Durch­mes­ser aufwei­sen. Auch Nist­käs­ten mit größe­ren Einflug­lö­chern werden von Klei­bern ange­nom­men. Sie verklei­nern dann das Einflug­loch mit Hilfe von Lehm und Spei­chel.

Wenn Sie einen Nist­kas­ten mit Kamera wählen, können Sie die Klei­ber sogar bei der Aufzucht ihrer Jungen beob­ach­ten.

Feinde und Gefah­ren für Klei­ber

Der Klei­ber ist in Deutsch­land eine beson­ders geschützte Art. Auch wenn der Klei­ber aktu­ell als nicht gefähr­det gilt, leidet er – wie auch andere heimi­sche Vögel – an der zuneh­men­den Bebau­ung durch uns Menschen und die zuneh­mende indus­tri­elle Land­wirt­schaft (mit künst­li­chen Dünge­mit­teln und Pesti­zi­den). Beides sorgt für auch für Klei­ber zu immer weni­ger werden­den Lebens­räu­men und einem immer gerin­ger werden­den Nahrungs­an­ge­bot.

Für Klei­ber ist vor allem der Erhalt von Eichen- und Buchen­wäl­dern mit Altholz­be­stand und geeig­ne­ten Brut­höh­len exis­ten­zi­ell.

Zu den natür­li­chen Fein­den der klei­nen Vögel gehö­ren unter ande­rem Elstern, Katzen, Sper­ber, Falken und Wiesel. Zusätz­lich haben die klei­nen Klei­ber – wie alle ande­ren Vögel auch – mit Infek­ti­ons­krank­hei­ten, Para­si­ten, dem Wetter und dem Klima­wan­del zu kämp­fen.

Lebens­be­droh­lich kann für Klei­ber auch ein zu klei­nes Nahrungs­an­ge­bot vor allem in der kalten Jahres­zeit sein. Daher ist es sinn­voll ein Vogel­fut­ter­haus mit geeig­ne­tem Futter für Klei­ber im Garten aufzu­stel­len.

Gerade in heißen Sommern fehlt es den klei­nen Klei­bern auch oft an Wasser. Hier können Sie die Vögel durch das Aufstel­len von Vogel­trän­ken mit frischem Trink­was­ser unter­stüt­zen, das Sie aus hygie­ni­schen Grün­den und zur Vermei­dung von Krank­hei­ten täglich wech­seln soll­ten.

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