Die Mehlschwalbe gilt als Frühlingsbote! Zieht sie im April wieder ins Land, ist das ein Zeichen, dass die Natur anfängt zu blühen und zu neuem, farbigen Leben erweckt wird. Sie zählt zu den zehn häufigsten Brutvögeln Mitteleuropas und wies im Jahr 2014 noch einen Bestand von 10 Millionen Brutpaaren auf. Seit Jahren ist dieser jedoch rückläufig, was nicht zuletzt daran liegt, dass der Mensch ins Ökosystem eingreift und durch moderne Architektur, Zerstörung der Nester und Vertreibung der Mehlschwalbe ihr den Lebensraum und die Nahrungsgrundlage raubt. Dabei sind die Flugkünstler der Lüfte besonders sparsam und verwenden ihre alten Kolonien bis zu 60 Jahre lang, indem sie sehr standortreu sind und oft alte Nester einfach ausbessern.
Die Mehlschwalbe (Delichon urbica), gehört zur Familie der Schwalben, zu der u. a. auch die Rauchschwalbe gehört, und zählt zur Ordnung der Sperlingsvögel. Sie ist im volkstümlichen Mund auch unter den Namen Steierling, Haus- und Fensterschwalbe bekannt.
Inhaltsverzeichnis
- Vogelporträt auf einen Blick: Die Mehlschwalbe
- Welche charakteristischen Merkmale weißt die Mehlschwalbe auf?
- Wie klingt der Mehlschwalben-Ruf?
- Wo lebt die Mehlschwalbe?
- Was frisst die Mehlschwalbe?
- Wie ist das Paarungsverhalten der Mehlschwalbe und wie lange brütet sie?
- Was macht die Mehlschwalbe im Winter?
- Wie kann man die Mehlschwalbe im eigenen Garten unterstützen?
Vogelporträt auf einen Blick: Die Mehlschwalbe
- Name: Mehlschwalbe (Delichon urbica), Steierling, Haus- und Fensterschwalbe
- Aussehen: Oberseite und Flügel schwarz, Kopf und Rücken glänzen metallisch blau, Unterseite und Bürzel weiß
- Zugverhalten: Langstreckenzieher
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: April bis September
- Futtertyp: Insektenfresser
- Nistkasten: Halbkugelförmiger, geschlossener Nistkasten
- Lebensraum: Offenes Gelände mit insektenreichen Gewässern, Nestbau an höheren Gebäuden
- Gefährdung: Gefährdet
- Besonderheiten: Baut geschlossene Lehmnester an Gebäuden
Welche charakteristischen Merkmale weißt die Mehlschwalbe auf?
Die Mehlschwalbe hat eine Größe von 12 bis 14 cm und ist somit etwas kleiner und gedrungener als ihre Verwandte, die Rauchschwalbe (15 bis 20 cm). Die kleine Mehlschwalbe wiegt in etwa 15 bis 25 Gramm und misst eine Flügelspannweite von 26 bis 29 cm. Trotz ihrer geringen Größe sind sie wahre Meister der Lüfte und können Geschwindigkeiten bei Verfolgung ihrer Beute von bis zu 70 km/h erreichen. Auch ihre Lebenserwartung ist herausragend. Das Mehlschwalben können ein Alter von bis zu 14 Jahren erreichen. Vogelfreunde erkennen den Langstreckenzieher an seinem Markenzeichen, dem strahlend leuchtend weißen Bürzel, der vom Rest des Gefieders, der blauschwarzen metallischen Oberseite, hervorsticht. Auch der Kopf glänzt in einem metallischen Blau. Der kurze Schnabel ist hell gehalten, genauso wie die kurzen Beinchen, die ebenfalls in Weiß erstrahlen. Ganz typisch für Mehlschwalben ist der kurze Gabelschwanz.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch kaum voneinander. Lediglich die Kehle weist Unterschiede auf. Während die des Mehlschwalben-Männchens in schneeweißer Farbe daherkommt, sieht die Kehle des Weibchens eher schmutzig aus. Auch die Jungvögel sind bereits wenige Tage nach dem Schlüpfen ein Abbild ihrer Eltern. Ihnen fehlt lediglich der metallische blaue Glanz, da ihr Gefieder noch relativ matt erscheint.
Mit ihren Verwandten, der Rauchschwalbe gibt es dagegen keine Verwechslungsgefahr. Diese besitzen einen braunroten Kopf und eine schmutzige Kehle. Außerdem erstrahlt ihr Bürzel nicht in einem weißen Farbton.
Wie klingt der Mehlschwalben-Ruf?
In den Lüften ist sie ein wahrer Flugkünstler unter den Singvögeln, gesanglich kann die Mehlschwalbe aber leider nicht mit ihren gefiederten Artgenossen mithalten. Der Mehlschwalben-Ruft ist kein melodischer Gesang, womit zum Beispiel der Gartenrotschwanz glänzen kann. Er klingt vielmehr nach einem schwatzenden, unharmonischen Gezwitscher in hoher Tonanlage. Während ihrer Flugphasen erklingt zudem ein fröhlicher „Prrrieet“ oder „Schriepp“ Mehlschwalben-Ruf. Droht jedoch Gefahr, wird aus dem fröhlichen Ruf ein sich wiederholender „Tschierr“-Ton.
Wo lebt die Mehlschwalbe?
Die Mehlschwalbe zählt zu den Kulturbrütern, das heißt, sie zieht es in die menschlichen Infrastrukturen jeglicher Art: Von landwirtschaftlichen Gebäuden bis in die Stadtzentren. Jedoch macht dem kleinen Singvogel die Modernisierung, unaufhaltsame Bebauung ihrer Lebensräume und Nahrungsknappheit inzwischen schwer zu schaffen. Die Mehlschwalbe ist überall dort anzutreffen, wo es ein reichhaltiges Angebot an Fluginsekten gibt, und diese werden erschreckenderweise auch immer weniger.
Was frisst die Mehlschwalbe?
Da die Mehlschwalbe zu den Weichfressern gehört, finden sich auf ihrer Speisekarte nur Fluginsekten (wie Fliegen, Mücken), Wasserinsekten und Blattläuse. Sie erjagen ihre Beute fast ausschließlich im Flug, was sie überaus geschickt anstellen. Bei einer durchschnittlichen Fluggeschwindigkeit von rund 40 km/h ist es auch nicht verwunderlich, dass der kleine Jäger auch weitere Strecken weit ab von seiner Kolonie auf sich nimmt. Mehlschwalben sind bei der Jagd fast immer in Wassernähe oder auf offenen Flächen anzutreffen. Manchmal erjagen sie ihre Beute auch im Rüttelflug oder im Sitzen, auf Mauern, Bäumen oder Felswänden.
„Eine Schwalbe macht noch lange keinen Sommer“, ist ein bekanntes Sprichwort. Deshalb können Sie als Vogelbeobachter die Mehlschwalbe, die einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn besitzt, in den Sommermonaten bei ihren rasanten Jagdflügen hoch oben am Himmel beobachten. Bei schlechtem Wetter jedoch, fliegen sie dicht über dem Boden, um dann dort die Insekten im Flug zu schnappen.
Wie ist das Paarungsverhalten der Mehlschwalbe und wie lange brütet sie?
Mehlschwalben sind ausgesprochen soziale Tiere, deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sie in Gruppen jagen und eben auch zusammen Nistmaterial sammeln, um in Kolonien zu brüten. Nach ihrer Rückreise aus Afrika beginnt der kleine Zugvogel ab Mitte Mai bis Ende September mit dem Brüten. Die Mehlschwalbe ist sehr standorttreu und kehrt deshalb zu ihrem alten Nistplatz aus dem vergangenen Frühjahr zurück. Dieser wird mit Lehm und Schlamm nur etwas ausgebessert. Im Idealfall können Sie sogar mehrere Brutplätze nebeneinander ausfindig machen und den Mehlschwalben beim Brüten und Aufziehen der Jungtiere zuschauen. Da die Mehlschwalbe als Nistplatz stets Überhänge, wie Dach-, Felsvorsprünge oder den Unterbau von Balkons und Brücken auserwählt, ist das gar keine Seltenheit. Anders dagegen die Rauschwalbe: Sie wählt bevorzugt Pferde- und Kuhställe aus.
Der flinke Singvogel ist ein kleiner Architekturkünstler und verwendet wie bereits erwähnt zum Bauen Lehm, Ton und Schlamm aus Baugruben, Pfützen oder feuchten Ufern. Im Inneren wird das Nest mit Moos, Halmen, Federn oder Wurzeln ausgepolstert. Nach vollbrachter Arbeit beider zukünftigen Eltern bildet das Nest die Form einer Viertel- oder Achtelkugel mit kleinem Einflugloch aus. Nach beendetem Nestbau kann das Weibchen ihre vier bis fünf weißen, ovale Eier dort ablegen. Diese werden dann abwechselnd von beiden Eltern 14 bis 16 Tage lang bebrütet. Nach dem Schlüpfen der Jungtiere werden diese mit reichlich Fluginsekten gefüttert. Mit ihrem eindringlichen Mehlschwalben-Ruf machen die Kleinen auf ihren unbändigen Hunger aufmerksam. Nach rund 30 Tagen sind die jungen Mehlschwalben groß und kräftig genug, um erste Flugversuche zu unternehmen. Sie verlassen anschließend das Nest, halten sich aber noch in unmittelbarer Nähe auf, um die Umgebung kennenzulernen. Die Eltern füttern die Jungtiere in dieser Zeit immer noch. Nach ca. 50 Tagen findet die zweite Brut der Mehlschwalbeneltern statt.
Durch ihren überaus geprägten Gemeinschaftssinn wehrt sich die Mehlschwalbe heftig gegen Feinde wie Greifvögel und Marder. Mit Scheinangriffen verteidigen sie ihr Revier und ihre Kolonie. Auch Vögel ohne eigenes Gelege helfen, ihren Artgenossen bei der Aufzucht der kleinen Nestlinge.
Das Herabschlagen bzw. Entfernen der Mehlschwalbennester gilt übrigens als verboten und steht unter Strafe!
Was macht die Mehlschwalbe im Winter?
Neigt sich der Sommer im September dem Ende hingegen, ist es für die Schwalben das Zeichen aufzubrechen. Da die Mehlschwalbe zu den Langstreckenziehern gehört, überwintert sie in großer Zahl im südlichen Afrika. Aber auch Marokko, Tunesien oder Malta wird mit Pausen angeflogen. Sie können zu dieser zeit die flinken Vögel gut dabei beobachten, wenn sich die Mehlschwalben gemeinsam mit den Rauchschwalben auf den Hochspannungsleitungen sammeln, um ihre lange Reise Richtung Süden anzutreten.
Wie kann man die Mehlschwalbe im eigenen Garten unterstützen?
Um dem schwindenden Bestand der Mehlschwalbe in den Städten entgegenzuwirken, können Sie dem Singvogel im Garten Nistkästen anbieten. Das Vogelherz schlägt höher, wenn die Mehlschwalbe halbkugelförmige, geschlossene Nistkästen mit kleinem Einflugloch vorfindet. Dieses bringen sie an der Fassade, oder auch Garage an. Um Kotverschmutzungen zu vermeiden, können Sie ein Kotbrett unterhalb des Kastens anbringen. Kotverschmutzungen am Gebäude sind einer der Gründe, warum die Mehlschwalbe nicht immer ein gern gesehener Gast ist und weshalb sie oftmals vertrieben wird. Vergessen Sie nicht, die Nistkästen einmal im Jahr zu säubern. Außerdem freut sich die Mehlschwalbe über einen insektenreichen Garten. Verzichten Sie deshalb bitte immer auf den Einsatz von Pestiziden und pflanzen Sie einheimische Blühpflanzen! Als Insektenfresser nehmen Mehlschwalben klassisches Vogelfutter leider nicht an.