Die zierliche Tannenmeise (Periparus ater) ist in unseren Breitengraden ein gern gesehener, wenn auch scheuer Vogelgast im heimischen Garten. Zu ihren Verwandten, die in Deutschland angesiedelt sind, zählen die Blau-, Sumpf-, Kohl-, Hauben- und Weidemeise. Obwohl die Tannenmeise die kleinste unter diesen Meisenarten ist, macht sie ihrem Namen alle Ehre, und thront hoch oben in den Tannenkronen oder lässt sich, dank ihrer speziellen Krallentechnik, von Ästen herabhängen. Die Tannenmeise zählt zur Ordnung der Sperlinge und bewohnt als Jahresvogel fast ganz Europa. Ihr Bestand wird auf 12 bis 29 Millionen Brutpaare geschätzt (Stand: 2014). Allein in Bayern sind rund 400.000 Paare vertreten (Stand: 2021), weshalb die Tannenmeise als noch nicht bedrohte Vogelart gilt. Jedoch macht ihr der radikale Eingriff ins Ökosystem das Vogelleben schwer, was sich auch anhand des abnehmenden Fichtenbestandes in unseren Wäldern ableiten lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Vogelporträt: Die Tannenmeise im Überblick
- Wie unterscheidet sich die Tannenmeise äußerlich von ihren Verwandten?
- Wie klingt der Tannenmeisen-Ruf und Gesang?
- Wo lebt die Tannenmeise?
- Was fressen Tannenmeisen?
- Wie ist das Paarungsverhalten und wann ist die Brutzeit bei der Tannenmeise?
- Wie können Sie der Tannenmeise im eigenen Garten helfen?
Vogelporträt: Die Tannenmeise im Überblick
- Name: Tannenmeise (Periparus ater)
- Aussehen: Schwarzer Kopf, weißer Nacken und Wangen, graue Oberseite, graubeige Unterseite
- Zugverhalten: Standvogel / Kurzstreckenzieher
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: Ganzjährig
- Futtertyp: Allesfresser
- Nistkasten: Vollhöhle, Einfluglochgröße mit 28 mm Durchmesser
- Lebensraum: Nadelwälder mit Fichtenbeständen
- Gefährdung: Nicht gefährdet
- Besonderheiten: Manchmal hat sie eine kleine Kopfhaube, kann sich dank spezieller Krallentechnik von Ästen herabhängen lassen
Wie unterscheidet sich die Tannenmeise äußerlich von ihren Verwandten?
Mit einer Größe von gerade einmal 10 bis 13 cm ist die Tannenmeise die kleinste in der Meisenfamilie. Ihre zierliche Größe ist vergleichbar mit einem anderen Singvogel, der Klappergrasmücke (11 bis 13 cm). Auch die Flügellänge der Tannenmeise beträgt lediglich 6 cm, bei einem Körpergewicht von nur 8 bis 12 g. Ihr charakteristisches Federkleid besitzt sehr starke Ähnlichkeit mit dem der Kohlmeise, weshalb der Vogelbeobachter schon genauer hinsehen muss. Zudem ist sie extrem scheu und scheut den menschlichen Kontakt sogar im Winter. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Tannenmeise in freier Wildbahn beträgt rund fünf Jahre.
Die kleine Tannenmeise weist einen eher rundlichen Körper mit einem runden Kopf auf, der tiefschwarz gefärbt ist. Der Schnabel und die knopfartigen Augen sind ebenfalls schwarz. Die Wangen- und Nackenpartien dagegen erstrahlen in kontrastreichen weißen Flecken. Am Scheitel schmückt sich die Tannenmeise mit einer kleinen gefiederten „Haube“, während der Rücken, die Flügel und der Schwanz in einem grau / blauen Farbverlauf erstrahlen. Die Flanken und der Bauch zeichnen sich durch ein verschmutztes weiß/beige aus. Auch die zierlichen Beinchen weisen eine eher gräuliche Färbung auf.
Zwischen männlichen und weiblichen Tannenmeisen gibt es optisch keine Unterschiede. Auch die Jungtiere sehen ihren Eltern, sobald sie das entsprechende Tannenmeisen-Alter erreicht haben, um auf eigenen Vogelfüßen zu stehen, zum Verwechseln ähnlich.
Um die Tannenmeise nun optisch von der Kohlmeise unterscheiden zu können, achten Sie deshalb auf ihre Bauchpartie. Kohlmeisen besitzen einen gelben Bauch, durch den ein starker, kontrastreicher schwarzer Mittelstreifen führt. Auch der Blick von oben lässt einige Unterschiede erkennen: Der weiße Nackenfleck fällt bei der Tannenmeise sofort ins Auge, welchen die Kohlmeise nicht besitzt. Außerdem zeichnet sich die Tannenmeise durch ihre weißen Punkte auf den Flügeln aus.
Wie klingt der Tannenmeisen-Ruf und Gesang?
Auch beim Tannenmeisen-Ruf macht sie anderen Singvögeln lautstarke akustische Konkurrenz. Ihr Ruf klingt wie ein „Tsi-tsi-tsi-tsi, oder „sirri-sirri“ und man muss schon genau hinhören, um nicht an den Ruf des Goldhähnchens erinnert zu werden. Ihr lieblicher Gesang ist eine zarte, aneinander Reihung zweisilbiger „wize-wize“ Töne, die ebenfalls Ähnlichkeiten mit dem Gezwitscher der Kohlmeise haben. Jedoch ist der Tannenmeisen-Gesang höher und schneller. Hoch oben aus den Tannenwipfeln können Sie den Tannenmeisen-Ruf und den lieblichen Gesang am besten wahrnehmen.
Wo lebt die Tannenmeise?
Wie ihr Name schon verraten lässt, gehören Nadelwälder und Fichtenkulturen zu ihrem bevorzugten Lebensraum. Zwar ist der hübsche Vogel auch in Parks oder heimischen Gärten anzutreffen, aber auch hier hält er nach Beständen mit Nadelhölzern Ausschau. Die Region spielt keine Rolle, Tannenmeisen leben sowohl in höheren Region als auch im Flachland. Dabei ist der scheue Vogel äußerst bedacht darauf, den Menschen nach Möglichkeit nicht zu nahe zu kommen.
Da die Tannenmeise zu den Kurzstreckenziehern gehört, ist es durchaus möglich, dass der zierliche Singvogel nach Nordeuropa und bei Nahrungsknappheit Richtung Südeuropa fliegt. In Mitteleuropa zählt er zu den Standvögeln. Ein interessantes Phänomen ist den Ornithologen aufgefallen: Tannenmeisen, die aus Skandinavien zu uns fliegen, überwinden oftmals ihre Menschenscheu. Demnach stehen die Chancen gut, Zugvögel aus dieser Region Europas in den Wintermonaten bei uns am Futterhaus beobachten zu können.
Was fressen Tannenmeisen?
Bei der Futtersuche erweist sich die Tannenmeise als wahrer Akrobatikkünstler und stellt sich besonders geschickt an. Zu ihrer Nahrung zählen Insekten, wie Spinnen, Larven oder Blattläuse. Diese werden überwiegend in den Sommermonaten verspeist und genutzt um die Jungtiere aufzuziehen. Es stehen aber auch Sämereien von Tannen, Lärchen und Buchen auf der Speisekarte der Tannenmeise. Da die Tannenmeise je nach Nahrungsangebot zu den Standortvögeln gehört, überwintert sie in unseren Gefilden und legt sich in Nadelwäldern gerne mal Depots aus Nadelbaumsämereien für schlechte Zeiten an. Durch ihr geringes Gewicht ist sie in der Lage, bis auf die kleinsten und dünnsten Zweige zu klettern. Dort lässt sie sich auch gerne mal kopfüber runterhängen, was durch ihre hervorragende Krallenbildung möglich ist. Die Krallen umschließen den Ast wie eine Zange, während die Tannenmeise allerlei Sämereien verspeist.
Selbst im Winter gehen die kleinen Singvögel meist lieber im Wald auf Nahrungssuche als eingerichtete Futterstellen aufzusuchen (es sei denn, es handelt sich um Zugvögel aus Skandinavien). Als Hauptnahrungsquelle dienen der Tannenmeise im Winter Fichten- und Kiefersamen. Tannenmeisen halten sich zudem gerne in der Nähe von Eichhörnchen auf. Sie nutzen die Gelegenheit, geöffnete Zapfen zu erhaschen oder verloren gegangene Samen des Eichhörnchens zu verputzen.
Vogelfreunde können dennoch versuchen sie zu beobachten, zum Beispiel beim morgendlichen Baden im Schnee. Als Trinkmöglichkeit dienen der Tannenmeise in der Regel Wassertropfen von Zweigen und Ästen.
Wie ist das Paarungsverhalten und wann ist die Brutzeit bei der Tannenmeise?
Findet ein Tannenmeisen-Pärchen einmal zusammen, erhalten sie ihre Beziehung über mehrere Jahre lang aufrecht. In dieser Zeit brüten sie ein- bis zweimal pro Jahr. Die Brutzeit beginnt im April und geht bis in den Juli. Bei der Wahl des Nistplatzes ist der kleine Singvogel ganz erfinderisch. Es dienen ausgehöhlte Baumstümpfe, ausgediente Eichhörnchennester, Felsspalten oder sogar alte Kaninchen- und Mäusehöhlen als Quartier. Selbst kleinste Ritzen in Baumstämmen werden als hervorragender Nistplatz auserkoren. Leider schützt ihr Versteck oftmals nicht vor ihren Feinden, den Raubvögeln, Mardern oder Katzen, die liebend gerne die Eier oder die Jungtiere der Tannenmeise räubern.
Die Vogeleltern bauen dann ein Nest aus Federn, Moos, Flechten, Wolle und Wurzeln, in das fünf bis zwölf cremefarbene Eier mit rot/ braunen Punkten abgelegt werden. Die Eier sind ca. 1,5 cm groß. Nach einer Brutdauer von 13 bis 16 Tagen, die vom Weibchen übernommen wird, schlüpfen die Jungvögel. Ab dann sind sind die Vogeleltern etwa 60 Mal pro Stunde auf Tour, um den schreienden Nachwuchs mit Würmern und Larven zu versorgen. Nach ungefähr drei Wochen sind sie die Jungvögel einem Tannenmeisen-Alter, in dem die kleinen erste Flugversuche unternehmen, um dann bald das Nest zu verlassen und selbstständig zu werden.
Wie können Sie der Tannenmeise im eigenen Garten helfen?
Da der Bestand an Misch- und Nadelwäldern immer mehr abnimmt, verliert auch die Tannenmeise ihren natürlichen Lebensraum. Sie können ihr aber helfen, indem Sie dem Singvogel zum Beispiel Nistkästen im Garten (Vollhöhle, Einfluglochgröße von 28 mm Durchmesser) anbieten oder Nadelhölzer wie Fichten zur Verfügung stellen. In den Wintermonaten freut sich das kleine Vogelherz, genauso wie die anderen Singvögel, durchaus über einen leckeren Meisenknödel (ohne Plastiknetz) oder anderes Vogelfutter wie zum Beispiel Sonnenblumenkerne. Vielleicht können Sie dann auch dem lieblichen Gesang und dem Tannenmeisen-Ruf lauschen.