Der Girlitz (Serinus serinus) ist die kleinste europäische Art aus der Finken-Familie. Seinen Namen trägt der Girlitz dank seiner etwas schrillen und hektischen „Zr-r-rlitt“-Rufe.
Trotz seines auffällig gelben Gefieders ist der kleine und flinke Fink recht leicht zu übersehen. Anhand seines Gesangs, der meist von höher gelegenen Warten aus schallt, ist er aber meist recht leicht auszumachen.
Der Girlitz wurde im Jahre 2021 von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich zum Vogel des Jahres gewählt, um auf die immer weiter abnehmenden Bestände dieses fröhlichen Gartenbesuchers in Österreich aufmerksam zu machen.
Der Girlitz ist eng mit dem Kanarengirlitz verwandt, der als Kanarienvogel auch bei uns gerne und häufig als Haustier gehalten wird.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen und Merkmale des Girlitz
Der Girlitz hat eine Körperlänge von nur rund 11 bis 12 cm von der Schwanzspitze bis zum Schnabel. Sein Körpergewicht beträgt nur etwa 11 bis 13 g. Seine Gestalt ist eher rundlich mit kurzem Hals und dünnen rötlich bis dunkelbraunen Füßchen. Besonders auffällig sind der leuchtend gelbe Bürzel und der stupfe Kegelschnabel, der von seiner Form her an eine Stupsnase erinnert.
Das Männchen weist eine leuchtend gelbe Färbung an Kehle, Gesicht und Brust auf. Auf der Oberseite ist das Männchen grünlich längsgestreift. Das Weibchen ist deutlich matter gelblich gefärbt und das Federkleid ist auch auf der Unterseite schwarzbräunlich längsgestreift. Die weiblichen Exemplare sind etwas größer und schwerer als die männlichen Vögel.
Die Jungvögel ähneln optisch den Weibchen. Sie sind bräunlich mit dunklen Längsstreifen gefärbt und haben noch keinen gelben Bürzel.
Girlitze sehen Goldammern und Erlenzeisigen sehr ähnlich. In diesem Video erfahren Sie, wie Sie diese Vogelarten von einander unterscheiden können.
Natürlicher Lebensraum des Girlitz
Der Girlitz ist in Kontinentaleuropa, Nordafrika und in Kleinasien verbreitet. In Südeuropa und Nordafrika lebt der Girlitz als Standvogel, ist also das ganze Jahr über zu beobachten. In Mitteleuropa und Kleinasien lebt der Girlitz als Kurzstreckenzieher. Ab Mitte September bis Ende Oktober ziehen Girlitze in der Regel aus Deutschland und Österreich in Richtung Mittelmeer ab. In milden Wintern kommt es auch vor, dass sie bei uns bleiben. Im April kehren die Girlitze wieder zurück, um dann bei uns zu brüten.
Der Girlitz lebt hauptsächlich in offenen Kulturlandschaften mit vielen Büschen, Sträuchern und Bäumen, aber auch an Flüssen, in Mooren, in Berglandschaften und an Waldrändern. Er brütet gerne in großen Gärten und Friedhöfen. Er benötigt in seinem Lebensraum niedrig bewachsene Flächen, die ihm zur Nahrungssuche dienen.
Der Girlitz besucht auch gerne Futterstellen im Garten und lässt sich hier sehr gut beobachten.
Girlitze verhalten sich außerhalb der Brutzeit wenig territorial. Er verteidigt in der Brutzeit den Bereich um sein Nest, beansprucht jedoch kein eigenes Revier. Außerhalb der Brutzeit ist der Girlitz oft in größeren Schwärmen anzutreffen, oftmals auch mit anderen Finkenarten.
In freier Natur haben Girlitze eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 3 bis 5 Jahren. Leider fallen viele Girlitze schon viel früher (in einem Alter von bis zu einem Jahr) Fressfeinden zum Opfer.
Natürliches Futter der Girlitze
Der Girlitz gehört (wie alle anderen Finken auch) zu den Körnerfressern. Er ernährt sich hauptsächlich von verschiedenen Samen. Er bevorzugt hierbei die Samen von Hirtentäschel, Löwenzahn und Ampfer. Auch Knospen von Sträuchern stehen häufig auf seinem Speiseplan. Während der Brutzeit frisst der Girlitz auch Insekten und Blattläuse und verfüttert diese auch an seine Jungen.
Eine Futterstelle für Girlitze einrichten
Wenn Sie eine Futterstelle für Girlitze einrichten möchten, eignen sich ein frei stehendes oder hängendes Vogelfutterhaus oder eine Futtersäule am besten. Das Futterhaus sollten Sie an einem übersichtlichen Ort im Garten aufstellen, so können die Girlitze anschleichende Katzen und andere Feinde leichter wahrnehmen und sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. In der direkten Umgebung des Futterhauses sollten Büsche oder Bäume als Versteckmöglichkeit vorhanden sein.
Falls in der Nähe des Vogelfutterhauses Glasscheiben sind, sollte man diese bekleben, damit die kleinen Finken nicht ausversehen dagegen fliegen und sich dabei verletzen.
Als geeignetes Vogelfutter für Girlitze eigenen sich verschiedene Wildvogelmischungen mit feinen Sämereien von Gräsern etc. und Sonnenblumenkerne sehr gut.
Auch Fettfutter, zum Beispiel in Form von Meisenknödeln wird von Girlitzen gerne genommen. Hierbei sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Sie Meisenknödel ohne Plastiknetz verwenden. Im Plastiknetz könnten sich die kleinen Vögel leicht verfangen und verletzen.
Paarung und Brutverhalten des Girlitz
Girlitze werden mit etwa einem Jahr geschlechtsreif und führen monogame Brutehen. Im März beginnt in Mitteleuropa das Männchen mit der Balz. In der Zeit von Ende März bis Juli haben die Girlitzpaare in der Regel ein bis zwei Bruten mit jeweils 3 bis 5 bläulich gefärbten Eiern, die rötliche und hellviolette Flecken aufweisen.
Ihr Nest bauen die Girlitze frei (nicht in Höhlen oder Nischen) in hoch gelegene Astgabeln dichter Bäume (oft Nadelbäume) mit guter Deckung aber auch guter Sicht. Das napfförmige Nest wird aus kleinen Zweigen, Stängeln, Halmen, Blattrippen, Moos und anderen Pflanzenfasern gebaut. Ausgepolstert wird das Nest in der Regel mit Haaren, Federn und feinen Wurzeln- oder Pflanzenfasern. Der Nestbau dauert normalerweise etwa 3 bis 6 Tage.
Das etwa 12 bis 14-tägige Brüten übernimmt das Weibchen alleine. Sie verlässt das Nest immer nur kurz zur Körperhygiene, zum Trinken und zum Kotabsatz. Das Männchen übernimmt während dieser Brutzeit die Nahrungsversorgung des Weibchens. Außerdem bewacht und verteidigt er auch den Brutbaum und sein Nest gegen Artgenossen.
Nach dem Schlupf werden die Jungvögel noch etwa 14 bis 16 Tage im Nest von beiden Altvögeln mit Nahrung versorgt, bevor sie das Nest verlassen. Die Jungvögel werden dann weiterhin von ihren Eltern mit Futter versorgt, bis sie mit etwa 23 Tagen selbstständig werden und alleine auf Nahrungssuche gehen. Oftmals beginnt nun direkt die zweite Brut der Altvögel.
Für Girlitze eignen sich Nistkästen, die im Garten angebracht werden leider nicht als Nisthilfen, da Girlitze als Freibrüter diese nicht nutzen.
Feinde und Gefahren für Girlitze
Der Girlitz gehört in Deutschland zu den besonders geschützten Arten. Noch gilt der Girlitz bei uns als nicht gefährdet und sein Bestand in Deutschland wird als konstant angegeben. In Österreich ist sein Bestand in den letzten 30 Jahren allerdings um mehr als 80% zurück gegangen. Schuld daran trägt – wie auch bei den anderen heimischen Vögeln – vor allem der Mensch. Zunehmende Bebauung, die Versiegelung offener Flächen und die zunehmende industrielle Landwirtschaft mit dem Einsatz von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden sorgt für schwindenden Lebensraum und weniger verfügbares Futter für alle heimischen Vogelarten und auch für andere Tiere wie Igel, Eichhörnchen usw.
Dank seines Gesangs war der Girlitz bis in 15. Jahrhundert ein sehr beliebter Käfigvogel. Auch heute wird der Girlitz trotz EU-Verbots immer noch für die Käfighaltung gefangen und verkauft.
Zu den natürlichen Feinden der Girlitze gehören unter anderem Katzen, Elstern, Sperber, Falken und Wiesel. Zusätzlich haben die kleinen Finken – wie alle anderen heimischen Vögel auch – mit Parasiten, Infektionskrankheiten, dem Wetter und dem Klimawandel mit einhergehender Trockenheit zu kämpfen.
Lebensbedrohlich kann für Girlitze auch ein zu kleines Nahrungsangebot sein. Daher ist es sinnvoll ein Vogelfutterhaus im Garten aufzustellen. An heißen Sommertagen fehlt es ihnen auch oft an frischem Wasser. Hier können Sie die kleinen Vögel durch das Aufstellen von Vogeltränken mit frischem Trinkwasser unterstützen. Die kleinen Girlitze und ihre Artgenossen werden es ihnen danken.