Die Stadttaube (Columba livia, forma domestica) wird auch Straßentaube genannt. Stadttauben sind Nachkommen von entflogenen Haustauben, die von Menschen als Haustiere und Brieftauben gezüchtet wurden. Sie sind sind damit keine klassischen Wildtauben, sondern rückverwilderte Tauben, die heute wieder als Wildtiere leben.
Aus den vielen entflogenen und ausgesetzten Haustauben, die von Menschen aus Felstauben gezüchtet wurden, haben sich mittlerweile verschiedenste Populationen von Stadttauben entwickelt. Straßentauben haben sich als Kulturfolger perfekt an das Leben in Städten und Dörfern angepasst.
Auf der Suche nach Nahrung sind sie fast überall in der Stadt anzutreffen. Stadttauben sind deshalb auch häufige Besucher von Gärten und Futterhäusern.
Neben der Stadttaube gibt es in Deutschland vier weitere wildlebende Taubenarten: Die Türkentaube, die Hohltaube, die Ringeltaube und die Turteltaube.
Die Stadttaube gehört bei uns – leider – zu den meist gehassten Vögeln, da die teilweise großen Taubenbestände in den Städten durch Vogelkot und das Brüten an Gebäuden zu starken Verunreinigungen führen können. Außerdem gelten sie – zu unrecht – als Krankheitsüberträger und „Ratten der Lüfte“. Deshalb gibt es mittlerweile unterschiedlichste (oftmals illegale) Methoden zur Taubendezimierung, die meist wenig effektiv und aus Tierschutzsicht äußerst bedenklich sind.
Inhaltsverzeichnis
- Vogelporträt: Die Stadttaube im Kurzüberblick
- Stadttaube: Merkmale und Aussehen
- Der natürliche Lebensraum von Stadttauben
- Natürliches Futter der Stadttaube
- Eine Futterstelle für Stadttauben im Garten schaffen
- Paarung und Brutverhalten von Stadttauben
- Feinde und Gefahren für Straßentauben
Vogelporträt: Die Stadttaube im Kurzüberblick
- Name: Stadttaube, Straßentaube (Columba livia, forma domestica)
- Aussehen: Vielfältiges Aussehen, häufig grau mit rosa und grün schillerndem Hals
- Zugverhalten: Standvogel
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: Ganzjährig
- Futtertyp: Ehemalige Körnerfresser, jetzt Allesfresser
- Nistkasten: Keiner, brüten in großen Kolonien in Taubenschlägen
- Lebensraum: Stadt
- Gefährdung: Nicht gefährdet
- Besonderheiten: Diese Tauben sind sehr treu und gehen lebenslange Partnerschaften ein
Stadttaube: Merkmale und Aussehen
Die Stadttaube hat einen großen kräftigen Körper mit einer Körperlänge von 31 bis 34 cm. Damit ist sie etwas kleiner als die Ringeltaube und hat auch einen etwas kürzeren Schwanz. Die Straßentaube hat eine Flügelspannweite von bis zu 68 cm und wiegt rund 350 g.
Das Federkleid der Straßentauben ist sehr variabel gefärbt, da immer wieder entflogene Haustauben neue Gefiedervarianten und Farben in die wildlebende Population einbringen. Die häufigste Variante ist hauptsächlich grau gefärbt, mit einem grün-violett schillernden Halsbereich und rotbraunen Augen. Diese Variante sieht der Felsentaube sehr ähnlich. Andere Exemplare der Straßentauben weisen weiß-grau gemusterte, dunkelgraue, dunkelbraune und dunkel gescheckte Musterungen auf. Die Augen der Tauben sind rot bis braun, die Pupillen schwarz.
Bei den Straßentauben sehen beide Geschlechter gleich aus, allerdings sind die Männchen etwas größer und schwerer als die Weibchen.
Das Gurren der Stadttaube ist sehr variabel und klingt wie ein „Gurr“ oder „Guu-ru-gu“. Mit dem Kropf erzeugen die Straßentauben außerdem laute und leisere „Klack“-Geräusche.
Im folgenden Video erfahren Sie, wie Sie die verschiedenen Tauben, die in Deutschland vorkommen, leicht von einander unterscheiden können:
Der natürliche Lebensraum von Stadttauben
Stadttauben sind in Städten und Dörfern auf der ganzen Welt verbreitet. Sie kommen zwar auch außerhalb von Städten und Dörfern vor, allerdings leben sie als klassischer Kulturfolger meist in von Menschen veränderten Gebieten. Als Standvögel sind sie bei uns das ganze Jahr über zu beobachten.
Als Nachfahren der Felsentauben, die an Felsenküsten und in Felshöhlen leben und brüten, leben und brüten Stadttauben hauptsächlich auf Häusern, Mauern und Brücken oder sind zumindest auf einen anderen „Felsenersatz“ angewiesen. Eine Brut auf Bäumen kommt nur in wenigen Ausnahmefällen vor.
Straßentauben gehören vor allem in der Stadt und am Stadtrand zu den häufigen Garten- und Balkonbesuchern und naschen dort sehr gerne von angebotenem Vogelfutter.
In freier Natur haben Stadttauben eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur etwa 2 bis 3 Jahren, obwohl sie unter optimalen Bedingungen weit mehr als 10 Jahre alt werden können. In vielen Städten sterben sogar mehr als 95% der Jungtauben schon in ihrem ersten Lebensjahr.
Natürliches Futter der Stadttaube
Die Stadttaube gehört primär zu den Körner- und Samenfressern. Hauptsächlich ernährt sie sich also von Getreide und anderen Saaten. Tierische Nahrung wie Insekten, Würmer und Schnecken werden nur gelegentlich gefressen. Die Futtersuche findet in der Regel entweder direkt in der Stadt oder auf nahegelegen Äckern statt. In der Stadt ernährt sich die Straßentaube hauptsächlich von Abfällen, teilweise wird sie auch von Menschen gefüttert.
Zur Nahrungssuche schließen sich Stadttauben in der Regel zu Schwärmen zusammen. Die Zusammensetzung der Nahrungsschwärme müssen hierbei nicht identisch mit der Zusammensetzung der Brutkolonieschwärme sein.
Eine Futterstelle für Stadttauben im Garten schaffen
Sie möchten eine Futterstelle für Stadttauben in ihrem Garten schaffen? Dann eignen sich ein am Boden stehendes oder ein Vogelfutterhaus mit Ständer am besten. Das Futterhaus sollte an einem übersichtlichen Ort im Garten aufgestellt werden. Nur so können die Tauben anschleichende Katzen und andere Feinde früh genug wahrnehmen und sich rechtzeitig zurückzuziehen. Für Straßentauben ist es wichtig, dass das Vogelfutterhaus groß genug ist, sodass die großen Vögel auch an das Futter gelangen können.
Falls Glasscheiben in der Nähe des Futterhauses sind, sollten Sie diese zum Schutz der Tauben bekleben, damit die Vögel nicht dagegen fliegen. Hierbei könnten sich die Vögel ansonsten ernsthaft verletzen.
Als geeignetes Vogelfutter für Stadttauben eigenen sich verschiedenen Sämereien, Weizen- oder Dinkelkörner, trockener Mais, getrocknete Erbsen, Sonnenblumenkerne, Hanf und ungekochten Naturreis. Essensreste und Abfall sind kein artgerechtes Futter für Stadttauben!
Auch Meisenknödel und anders Fettfutter wird von Stadttauben angenommen. Hierbei sollten Sie unbedingt darauf achten, Meisenknödel ohne Plastiknetz zu verwenden. Das Plastiknetz ist für die großen Tauben zu engmaschig und außerdem können sich die Vögel darin auch leicht verfangen und verletzen.
In vielen Innenstädten ist das Füttern von Tauben übrigens verboten.
Paarung und Brutverhalten von Stadttauben
Stadttauben können schon mit etwa 5-6 Monaten geschlechtsreif werden. Die meisten Stadttauben haben ihre erste Brut trotzdem erst im zweiten Kalenderjahr. Viele Stadttauben führen lebenslange monogame Partnerschaften. Die männlichen Stadttauben besetzen hierbei (ebenfalls meist lebenslang) ein Nestrevier, das mehrere Nistplätze beinhalten kann. Straßentauben brüten in der Regel in großen Brutkolonien.
In der Zeit von März bis Oktober (teilweise sogar bis in den Winter hinein) haben die Stadttaubenpaare normalerweise zwei bis vier, teilweise bis zu sechs Bruten mit jeweils 2 (bis maximal 3) weißen Eiern.
Ihr eher spärliches Nest wird in Höhlen, an Gebäuden und an Brücken gebaut und besteht meist aus einer sehr dünnen Schicht aus Wurzeln, Zweigen, Federn, Halmen, etc. Teilweise wird sogar Kunststoff und Draht verbaut. Das Baumaterial wird in der Regel vom Männchen gebracht und vom Weibchen verbaut. In seltenen Fällen werden die Eier auch auf dem nackten Boden des Brutplatzes abgelegt.
Die Brutdauer der Stadttauben beträgt normalerweise 17 bis 18 Tage, wobei sich beide Elternvögel mit dem Brüten abwechseln. Die Jungvögel bleiben nach dem Schlupf noch etwa 23 bis 25 Tage im Nest und werden dort von beiden Eltern mit Kropfmilch (ein nährstoffreiches Sekret, dass von den Kropfschleimhäuten der Altvögel abgesondert wird) und pflanzlicher Nahrung gefüttert. Mit etwa 30 bis 35 Tagen sind die Jungvögel voll flugfähig und selbstständig.
Straßentauben brüten in der Regel in großen Brutkolonien, deshalb ist es nicht hilfreich einzelne Nistkästen als Nisthilfen im Garten anzubieten.
Viele Städte richten mittlerweile betreute Taubenschläge ein, um großen Taubenpopulationen in der Stadt Einhalt zu gebieten. In solchen Taubenschlägen können die Tauben Paare bilden und brüten und sie werden dort in der Regel auch mit artgerechtem Futter und Wasser versorgt. Die Eier der Tauben werden allerdings gegen Attrappen ausgetauscht, so dass die Vögel sich nicht weiter vermehren können. Dank der Standorttreue der Tauben, werden betreute Taubenschläge bereits in vielen Städten mit Erfolg betrieben.
Feinde und Gefahren für Straßentauben
Die Stadttaube ist nicht gefährdet und steht in Deutschland nicht unter Schutz. Sie gilt sogar als Schädling und wird in vielen Städten aktiv bekämpft.
Zu den natürlichen Feinden der Straßentaube gehören vor allem Greifvögel, Eulen, Katzen, Marder und Wiesel. Diesen Feinden begegnet die Stadttaube in der Stadt allerdings immer seltener.
Zusätzlich haben die Tauben – wie alle anderen Vögel auch – mit Infektionskrankheiten, Parasiten, dem Wetter und dem Klimawandel zu kämpfen.
Im heißen Sommer und zur Brutzeit fehlt es den Tauben auch oft an frischem Wasser, das unter anderem zur Bildung der Kropfmilch gebraucht wird. Hier können Sie die Tauben durch das Aufstellen von Vogeltränken mit frischem Trinkwasser unterstützen. Es ist aber sehr wichtig das Wasser täglich zu wechseln und auf gute Hygiene zu achten.