Die Heckenbraunelle (Prunella modularis) gehört zur Familie der Sperlinge und zur Ordnung der Sperlingsvögel. Sie ist durch ihr äußeres Erscheinungsbild ein Singvogel von unauffälliger Natur. Sie versteckt sich lieber in dicht bewachsenen Hecken, weshalb sie ihrem Namen alle Ehre macht. Durch ihren eindringlichen Heckenbraunellen-Ruf macht sie dieses aber wieder wett. Obwohl sie in fast ganz Europa zu Hause ist und ihr Bestand alleine in Deutschland auf mehr als eine Million Brutpaare geschätzt wird, bekommt man den kleinen Vogel selten zu Gesicht. Der Verbreitungsraum der Heckenbraunelle erstreckt sich von den britischen Inseln, hoch oben im Norden Finnlands bis zu den südlichen Alpen (Gesamtbestand in Europa im 21. Jahrhundert ca. 12 bis 26 Millionen Brutpaare). Da sie zu den Teilstreckenziehern gehört, verbringt sie den Winter im warmen Nordafrika und Südspanien. Es gibt aber auch Populationen, die als Jahresvogel den Winter bei uns verbringen. Obwohl ihr Bestand nicht als gefährdet gilt, machen der Heckenbraunelle das Insektensterben, Verlust des Lebensraums und Modernisierung der Städte und Gärten das Leben schwer.
Inhaltsverzeichnis
- Vogelporträt: Die Heckenbraunelle im Kurzüberblick
- Wie sieht die Heckenbraunelle aus?
- Wie klingt der Heckenbraunellen-Ruf?
- Wie verhält sich die Heckenbraunelle in der Paarungs- und der Brutzeit?
- Wie sieht der Lebensraum der Heckenbraunelle aus?
- Futter: Wovon ernähren sich Heckenbraunellen?
- Wie helfen Sie der Heckenbraunelle im eigenen Garten?
Vogelporträt: Die Heckenbraunelle im Kurzüberblick
Hier finden Sie einen ersten Überblick über die wichtigsten Eigenschaften der Heckenbraunelle:
- Name: Heckenbraunelle (Prunella modularis)
- Aussehen: Dunkelbraunes bis schwarz gestreiftes Federkleid
- Zugverhalten: Standvogel (in Deutschland)
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: Ganzjährig
- Futtertyp: Weichfutterfresser
- Nistkasten: Keiner (Freibrüter)
- Lebensraum: Fichtenwälder, Laub- und Mischwälder, dichte Hecken, Büsche, Gärten, Parks, Friedhöfe
- Gefährdung: Nicht gefährdet
- Besonderheiten: Lebt in polygamen Gemeinschaften, aber auch in monogamen Pärchenbeziehungen
Wie sieht die Heckenbraunelle aus?
Mit ihrem dunkelbraunen bis schwarz gestreiften Federkleid auf Rücken und Flügeln können sich die Heckenbraunellen in der Natur perfekt tarnen. Blaugraue Farbtöne erstrecken sich auf dem Kopf und der Brust, während der Schnabel in einem tiefen Schwarz erstrahlt. Mit ihren braunen Augen und schwarzer Iris beobachtet die Heckenbraunelle mit Scharfsinn das Geschehen um sie herum.
Auf den ersten Blick fällt dem Vogelbeobachter sofort der Vergleich mit dem Haussperling auf. Um die Heckenbraunelle von ihren Sperlingsverwandten unterscheiden zu können, sollten Sie auf die blaugraue Kehle achten. Ebenso sind die Schwanzfedern der Heckenbraunelle länger, auch der dunkle, dünne Schnabel sind charakteristische Merkmale der Heckenbraunelle.
Männliche und weibliche Heckenbraunellen unterscheiden sich optisch nicht. Mit einer Gesamtgröße von bis zu 15 cm, einer Flügelspannweite von ca. 22 cm und einem Gewicht von 20 g ist sie vergleichbar mit dem erwähnten Haussperling (Spatz). Die durchschnittliche Lebenserwartung der Heckenbraunelle liegt bei ca. fünf Jahren. Trotz ihres unscheinbaren Aussehens legt der kleine Singvogel ein eher ungewöhnliches Paarungsverhalten an den Tag und stellt sich somit äußerst geschickt an, um seinen Bestand stabil zu halten.
Wie klingt der Heckenbraunellen-Ruf?
Der Ruf der Heckenbraunelle variiert und dient somit verschiedenen Zwecken. Der Heckenbraunellen-Ruf erklingt als Warnung, als Kontaktruf oder beim Paarungsverhalten. Er ist eine Aneinanderreihung wenig verschiedener Töne, aber laut hörbar, mit Pausenintervallen dazwischen. Während des Flugs ertönt der vibrierende Heckenbraunellen-Ruf, oft am Morgen oder am Abend.
Der Gesang dagegen ist klar, hell und besteht sozusagen aus einer Strophe, die man in etwa so übersetzen könnte: „Tütellitidü-tütellitidü-tüdellüdi“. Er dient dazu, Revieransprüche zu bekunden – je größer das Revier, desto vielschichtiger der Gesang. Oftmals stößt die Heckenbraunelle ihren Ruf von hohen Baumwarten oder Büschen aus. Bei der Verpaarung und dem Anlocken potenzieller Weibchen ist der Heckenbraunellen-Gesang insofern von Bedeutung, das das Weibchen daran den Gesundheitszustand des Männchens erkennt und somit auf dessen Leistungsfähigkeit schließen kann.
Wie verhält sich die Heckenbraunelle in der Paarungs- und der Brutzeit?
Die Brutsaison startet im April und dauert bis in den Juli hinein. Dabei können durchaus drei Bruten stattfinden, wobei die erste Brut oft verloren geht.
Betrachtet man das Paarungsverhalten der Heckenbraunelle genauer, ist dieses äußerst ungewöhnlich unter den Singvögeln. Neben der klassischen Pärchenbeziehung kann es durchaus vorkommen, dass sich zwei Weibchen, ein Männchen oder zwei Männchen und ein Weibchen für eine Brut zusammenfinden. Grund dafür sind keine klar abgrenzten, sondern sich überschneidende Reviere. Auch die Heckenbraunellen-Weibchen sind in der Position, Reviere für sich zu beanspruchen. Es finden sogar ganze Fortpflanzungsgemeinschaften zusammen, mit mehreren Männchen und mehreren Weibchen. Darüber hinaus gibt es aber auch Hilfestellung von fremden Männchen, die zwar ebenfalls verpaart sind, ein anderes dominanten Paar aber bei der Brut unterstützen können.
Der Nestbau erfolgt anschließend an geschützten, möglichst dicht bewachsenen Orten wie Sträuchern, Hecken oder Büschen. Der Abstand zum Boden beträgt nicht mehr als 1,50 m. Liebevoll wird das Nest aus Zweigen und Trockengräsern zusammengebaut. Im Inneren wird es mit Moos, Grashalmen und Haaren weich gepolstert. Das Weibchen legt nun drei bis sechs türkisfarbige Eier hinein, die dann überwiegend von ihr ca. 14 Tage lang bebrütet werden. Da sich die Brutstelle an dunklen Orten befindet, ist die auffällige Farbe der Eier nicht sonderlich dramatisch. Nach dem Schlüpfen der Küken bleiben diese noch weitere zwei Wochen im Nest. Sie bekunden ihren Hunger durch ihren lautstarken Heckenbraunellen-Ruf.
Die Jungtiere erkennt der Vogelfreund, wenn er denn mal eine Heckenbraunelle zu Gesicht bekommt, an ihren hellen Flecken auf den Flügeln, und an einer Mischung aus braungrauen Streifen an der Unterseite.
Wie sieht der Lebensraum der Heckenbraunelle aus?
Die Heckenbraunelle sucht sich gerne Fichtenwälder, Laub- und Mischwälder als Lebensraum aus. Inzwischen ist die Heckenbraunelle aber auch zu einem Kulturbrüter geworden und lebt in Parks, Gärten, auf Friedhöfen, in dichten Sträuchern und natürlich in Hecken. Nadelwälder stehen selten auf der Wohnraumliste des unauffälligen Insektenfressers. Da sie ein sehr kompromissbereiter Vogel bei der Wahl ihres Brutplatzes ist, zählt die Heckenbraunelle noch nicht zu den gefährdeten Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Gefahren gibt es für den Gartenvogel aber trotzdem. Seine natürlichen Feinde sind: Andere Vögel (Elster, Sperber, Eichelhäher), das Eichhörnchen, Wiesel, Marder und der Kuckuck. Dieser gilt als Wirtsvogel und schiebt seine Eier u. a. der Heckenbraunelle unter. Schlüpfen die Kuckuckuskinder, bringen diese das eigentliche Gelege bzw. die Jungvögel um. Ein weiterer Feind ist die Katze. Da die Heckenbraunelle am Boden auf der Suche nach Insekten ist, fällt sie auf tragische Weise häufig der Katze zum Opfer.
Futter: Wovon ernähren sich Heckenbraunellen?
Auf der Speisekarte der Heckenbraunelle stehen im Frühjahr und Sommer viele Insekten wie Spinnen, Käfer, Larven, Raupen und Puppen. Besonders während der Aufzucht der Küken ist diese proteinreiche Nahrung wichtig. Da der kleine Singvogel auch im Winter in unseren Gefilden bleibt, stehen zu dieser Zeit viele Samen und Beeren auf dem Plan. Die beliebtesten heimischen Pflanzen dafür sind: Ampfer, Vogelknöterich, Erle, Gräser, Holunder, Mohn und Brennnessel. Über Futterstellen im Garten freut sich die kleine Heckenbraunelle ganz besonders.
Wie helfen Sie der Heckenbraunelle im eigenen Garten?
Da die Heckenbraunelle in einigen Gebieten zu den Teilstreckenziehern gehört, geben nicht alle Gemeinschaften ihre Brutstätten im Winter auf, um im September/ Oktober in den Süden Richtung Südeuropa und Nordafrika zu fliegen. Oftmals betrifft es die nördlichen Regionen, die sich auf die lange Reise begeben. In milderen Klimazonen, wie zum Teil in unseren Gefilden können Sie den Singvogel ganzjährig betrachten und im Winter an Futterstellen antreffen und vielleicht beim Aufnehmen feiner Sämereien beobachten. Wenn Sie in der kalten Jahreszeit zusätzliches Futter für die kleinen Vögel anbieten wollen, sollten sie daher nicht zu großen Körnern, sondern zu einem weichen Vogelfutter greifen. Auch Vogeltränken werden gerne von Heckenbraunellen in Anspruch genommen. Mit vielen heimischen Hecken in Ihrem naturnahen Garten schaffen Sie zusätzliche dichte, dunkle Brutmöglichkeiten und Verstecke vor unliebsamen Feinden, da die kleine Heckenbraunelle als Freibrüter Nistkästen nicht annimmt.