Die Zukunft gehört den grünen Städten – und diese werden zunehmend auch zum Lebensraum vieler Wildtiere. Unsere kleinen, rotbraunen Eichhörnchen gehören dazu. Sie leben heute bereits vermehrt im städtischen Raum, da wir den Wildvögeln Futter und auch Wasserstellen anbieten. Genau diese kleinen Hilfen erleichtern auch den Eichhörnchen das Leben.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind die Probleme für Eichhörnchen im urbanen Raum?
- Anders gefragt: Was benötigen unsere Eichhörnchen?
- Zur Natur der Eichhörnchen
- Hilfestellungen für Eichhörnchen
- Warum knacken meine Eichhörnchen keine Nüsse?
- Werden Eichhörnchen handzahm?
- Gefahren für Eichhörnchen
- Ein harmonisches Miteinander: Eichhörnchen und Mensch
Was sind die Probleme für Eichhörnchen im urbanen Raum?
Auch wenn Eichhörnchen erstaunlich anpassungsfähig sind, bringt das Leben in der Stadt zahlreiche Herausforderungen mit sich. Zwischen Verkehr, Umweltgiften und fragmentierten Lebensräumen lauern viele Gefahren, die ihre Gesundheit und ihr Überleben bedrohen. Die wichtigsten Probleme sind:
- Inzucht durch fragmentierte Lebensräume
- Straßenverkehr, Katzen und Giftstoffe als Gefahrenquellen
- Engpässe bei Wasser und Futter mit fatalen Folgen
- Bedrohung durch einzelne Menschen
Anders gefragt: Was benötigen unsere Eichhörnchen?
Eichhörnchen sind zwar anpassungsfähig, doch um dauerhaft in der Stadt gesund leben zu können, brauchen sie bestimmte Voraussetzungen. Vor allem sichere Rückzugsorte, ausreichend Nahrung und geeignete Lebensräume sind entscheidend. Zu den wichtigsten Bedürfnissen zählen:
- Grüne Lebensräume mit hohen Bäumen
- Nährgehölze, vor allem Hasel- und Walnussbäume
- Sichere Rückzugsorte zur Brutpflege in hohen Kobeln
- Kontinuierlichen Zugang zu Wasser
- Möglichst große, zusammenhängende Lebensräume
Zur Natur der Eichhörnchen
Die kleinen Nagetiere müssen flink sein, um Räubern zu entkommen, und haben einen sehr hohen Stoffwechsel. Das heißt, dass sie viel Futter durchsetzen und im Idealfall täglich große Mengen fressen. Dabei handelt es sich nicht allein um Früchte, Nüsse und Sämereien. Auch Pilze, Pflanzensaft, Rinde und andere unscheinbare Nahrung wird mitgenommen.
Im Gegensatz zum dämmerungsaktiven Igel sind Eichhörnchen vor allem früh morgens und am späten Nachmittag aktiv und daher für uns Menschen sichtbarer. Mittags ruhen sie oft. Sie leben überwiegend einzeln, Reviere können sich jedoch überlappen – besonders in der Paarungszeit.
Die Paarung beginnt meist im Januar/Februar; die ersten Jungtiere kommen im März/April zur Welt. Oft folgt eine zweite Brut, in seltenen Fällen sogar eine dritte bis August. Die Nesthocker werden blind und nackt im Kobel geboren, beginnen nach rund zwei Monaten erste Erkundungen und sind mit etwa 12 Wochen selbstständig. Das Muttertier verjagt sie dann häufig, um Platz für die nächste Brut zu schaffen.
Weibchen bauen mehrere Kobel in ihrem Revier – auch, um Parasiten zu entkommen. Diese sind artspezifisch und wechseln nur in Ausnahmefällen kurzzeitig auf Menschen oder Haustiere, bleiben dort aber nicht dauerhaft.
In Menschenhand erreichen Eichhörnchen bis zu 10 Jahre, in seltenen Fällen etwas mehr. In freier Natur sterben viele früh; schaffen sie es jedoch über die ersten Monate hinaus, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa drei Jahren, in Ausnahmefällen bis sieben Jahre.
Hilfestellungen für Eichhörnchen
Damit Eichhörnchen auch in unseren Städten ein sicheres und gesundes Leben führen können, können wir mit einfachen Maßnahmen viel bewirken. Schon kleine Anpassungen im Garten, am Balkon oder sogar am Fensterbrett tragen dazu bei, dass die Tiere Nahrung, Wasser und sichere Rückzugsorte finden. Wichtig ist dabei immer, ihre Wildheit zu respektieren und nur dort zu unterstützen, wo wir ihnen den Alltag erleichtern können.
Kobel
Wer keinen hohen Baum hat, sollte auf künstliche Kobel verzichten. Eichhörnchen nehmen sie nur in großer Höhe an. Modelle aus dem Handel ähneln Nistkästen, eignen sich aber meist nicht zur Aufzucht. Sicherer sind Kobel mit überstehender Bodenplatte, seitlichen Leisten und zusätzlichen Kletterhilfen. Wichtig: mindestens zwei Ein- und Ausgänge (z. B. einer nach unten, einer seitlich), gute Belüftung und zugleich eine windgeschützte Ecke.
Nistwolle
Am besten eignen sich Holzwolle, trockenes Moos oder naturbelassene Schafwolle. Wichtig ist, dass das Material trocken und fasersicher ist – keine fadenziehenden Textilien. Es sollte nahe der Futterstelle, aber witterungsgeschützt angeboten werden.
Wasserstelle
Wasserstellen am Boden sind gefährlich, da Katzen auflauern. Besser sind hängende Behälter in Bäumen oder Gefäße auf Ständern nahe am Stamm. Wichtig: täglicher Wasserwechsel und ein schattiger Standort.
Futterstelle
Spezielle Futterhäuser mit Plexiglasscheiben sind praktisch, müssen aber abgerundet werden, damit sich die Tiere nicht verletzen. Eichhörnchen heben den Deckel an und greifen nach dem Futter. Geeignet sind ganze oder geschälte Haselnüsse, Walnüsse, Sonnenblumenkerne und andere größere Stücke.
Geeignetes Futter
Eichhörnchen sind Allesfresser mit Vorlieben für bestimmte Samen und Nüsse. Nicht jedes Futter ist jedoch für sie geeignet – manches kann sogar schaden. Wer die Tiere unterstützen möchte, sollte deshalb auf naturnahe, unverarbeitete Lebensmittel setzen und diese in kleinen Portionen anbieten. So tragen wir dazu bei, dass die Hörnchen gesund bleiben und ihre natürlichen Fähigkeiten, wie das Sammeln und Bunkern von Vorräten, beibehalten.
- Haselnüsse (sehr beliebt und nahrhaft)
- Walnüsse (ebenfalls hervorragend, werden bevorzugt gefressen.)
- Bucheckern (gehören zur natürlichen Nahrung, sehr wertvoll)
- Sonnenblumenkerne (in kleinen Mengen, da sehr fettreich)
- Pinienkerne (in kleinen Mengen als Ergänzung, keine Hauptnahrung)
- Trockenobst (in kleinen Mengen und nur selten, da sehr zuckerhaltig)
- Haferflocken (in kleinen Mengen als Ergänzung, keine Hauptnahrung)
- Mais (in kleinen Mengen als Ergänzung, keine Hauptnahrung)
- Kürbiskerne (in kleinen Mengen als Ergänzung, keine Hauptnahrung)
- Kleine Mengen frisches Gemüse oder Obst (z. B. Möhre, Apfel, Weintraube)
Eichhörnchen sind neugierig und probieren vieles aus, doch nicht alles, was wir ihnen hinstellen, ist wirklich gesund. Ungeeignet sind zum Beispiel Zitrusfrüchte und verarbeitete Lebensmittel, wie geröstete/gesalzene Nüsse oder Backwaren. Die Fütterung von Erdnüssen ist umstritten: Wenn überhaupt, dann nur ungesalzen, schimmelfrei und selten. Besser sind heimische Nüsse wie Hasel und Walnuss.
Wichtig ist eine abwechslungsreiche Mischung, die ihrem natürlichen Speiseplan möglichst nahekommt. Ebenso entscheidend ist die richtige Menge: Zu viel Futter kann dazu führen, dass die Tiere ihre natürlichen Sammel- und Suchgewohnheiten verlernen. Besser ist es daher, kleinere Portionen an verschiedenen Stellen auszulegen. So bleiben die Eichhörnchen aktiv und haben gleichzeitig immer wieder eine kleine Überraschung zu entdecken.
Auch bei der Aufbewahrung sollten Sie vorsichtig sein: Futter muss trocken gelagert und regelmäßig erneuert werden, damit es nicht verdirbt oder schimmelt. Verdorbenes Futter kann für die Tiere gefährlich werden. Wer mit Bedacht auswählt und auf Qualität achtet, trägt dazu bei, dass die Tiere gesund bleiben, und hat gleichzeitig die Chance auf viele schöne Naturbeobachtungen direkt vor der Haustür.
Warum knacken meine Eichhörnchen keine Nüsse?
Eichhörnchen haben angeborene Instinkte und erlernen vieles. Sie können nicht automatisch Nüsse knacken, sie lernen es von anderen Eichhörnchen. Nur, dass Jungtiere noch weiche Zähne haben und keine harten Nüsse knacken können.
Für Jungtiere und unerfahrene Eichhörnchen ist es sinnvoll, die Nüsse anzuknacken. Auf diesem Weg ist es einfach, den Tieren mit der Zeit das Knacken der Nüsse beizubringen. Es können deswegen immer einige ungeknackte Nüsse dabei liegen. Wenn diese verschwinden, dann gelingt das Knacken der Nüsse. Doch ab dem späten Herbst sollten die Nüsse nicht mehr angeknackt werden. Eichhörnchen bunkern diese und angeknackte Nüsse vergammeln.
Werden Eichhörnchen handzahm?
Es kommt vor, dass Eichhörnchen zahm werden und das Futter entgegennehmen. Das sind jedoch seltene Ausnahmen. Einige Eichhörnchen werden futterzahm. Sie kommen bis auf wenige Meter heran und bleiben vorsichtig. Wer hinter einem Fenster auf den Balkon blickt, verringert den Abstand sogar auf weniger als einen Meter. Futterzahme Eichhörnchen eignen sich damit für tolle Tierbeobachtungen.
Besonders spannend: Viele Eichhörnchen verschwinden im Frühjahr und tauchen erst im Herbst wieder auf, da sie in der warmen Jahreszeit reichlich Nahrung finden.
Instinktiv bleiben Eichhörnchen vorsichtig und unabhängig – dennoch nehmen sie kleine Hilfestellungen dankbar an, solange wir ihre Wildheit respektieren und sie nicht in einen „Streichelzoo“ verwandeln wollen.
Gefahren für Eichhörnchen
So flink und anpassungsfähig Eichhörnchen auch sind – im städtischen Raum ist ihr Alltag voller Risiken. Am größten ist die Gefahr durch den Straßenverkehr: Viele Tiere überleben das Überqueren von Straßen nicht, da sie in Panik stehenbleiben oder umkehren. Für sie sind Asphaltflächen ein unnatürliches Hindernis, das sie nicht einschätzen können.
Auch Katzen werden schnell zur Bedrohung – besonders für Jungtiere, die noch unsicher klettern. Am Boden haben sie kaum eine Chance, wenn eine Katze lauert. Hinzu kommen unsichtbare Gefahren wie Giftstoffe in Gärten oder aus der Umwelt. Pflanzenschutzmittel, Streusalz oder chemische Rückstände können Eichhörnchen krank machen oder tödlich wirken. Und leider gibt es vereinzelt auch Menschen, die Wildtiere gezielt stören oder ihnen Schaden zufügen.
Doch wir können gegensteuern. Schon kleine Gesten helfen: Futterstellen in sicherer Höhe, sauberes Wasser, der Verzicht auf Gifte im Garten und mehr Grünflächen, die Lebensräume miteinander verbinden. Wer bewusst hinsieht, entdeckt schnell Möglichkeiten, das Leben der Eichhörnchen leichter und sicherer zu machen.
Am Ende profitieren beide Seiten: Die Tiere erhalten bessere Überlebenschancen – und wir Menschen gewinnen wertvolle Begegnungen mit der Natur direkt vor unserer Haustür. Eichhörnchen sind nicht nur farbenfrohe Akrobaten in unseren Bäumen, sondern auch ein Symbol dafür, dass Wildtiere in unseren Städten ihren Platz haben. Wenn wir diesen Platz bewahren, bereichern sie unser Leben und erinnern uns täglich daran, achtsamer mit unserer Umwelt umzugehen.
Ein harmonisches Miteinander: Eichhörnchen und Mensch
Eichhörnchen gehören längst zu unseren städtischen Nachbarn. Wenn wir ihnen mit Rücksicht und einfachen Hilfestellungen begegnen, können wir dazu beitragen, dass sie gesund bleiben und sich wohlfühlen. Ein bisschen Wasser, passende Nahrung und sichere Rückzugsorte genügen oft schon, um ihr Überleben zu erleichtern.
Gleichzeitig schenken uns die flinken Kletterer wunderbare Momente der Naturbeobachtung direkt vor unserer Haustür. Sie erinnern uns daran, dass auch inmitten von Straßen und Häusern Platz für Wildtiere bleibt – wenn wir ihn ihnen lassen.