Eich­hörn­chen: Hilfe im urba­nen Raum

Die Zukunft gehört den grünen Städ­ten – und diese werden zuneh­mend auch zum Lebens­raum vieler Wild­tiere. Unsere klei­nen, rotbrau­nen Eich­hörn­chen gehö­ren dazu. Sie leben heute bereits vermehrt im städ­ti­schen Raum, da wir den Wild­vö­geln Futter und auch Wasser­stel­len anbie­ten. Genau diese klei­nen Hilfen erleich­tern auch den Eich­hörn­chen das Leben.

Eichhörnchen am Futterhaus
Eich­hörn­chen am Futter­haus

Was sind die Probleme für Eich­hörn­chen im urba­nen Raum?

Auch wenn Eich­hörn­chen erstaun­lich anpas­sungs­fä­hig sind, bringt das Leben in der Stadt zahl­rei­che Heraus­for­de­run­gen mit sich. Zwischen Verkehr, Umwelt­gif­ten und frag­men­tier­ten Lebens­räu­men lauern viele Gefah­ren, die ihre Gesund­heit und ihr Über­le­ben bedro­hen. Die wich­tigs­ten Probleme sind:

  • Inzucht durch frag­men­tierte Lebens­räume
  • Stra­ßen­ver­kehr, Katzen und Gift­stoffe als Gefah­ren­quel­len
  • Engpässe bei Wasser und Futter mit fata­len Folgen
  • Bedro­hung durch einzelne Menschen

Anders gefragt: Was benö­ti­gen unsere Eich­hörn­chen?

Eich­hörn­chen sind zwar anpas­sungs­fä­hig, doch um dauer­haft in der Stadt gesund leben zu können, brau­chen sie bestimmte Voraus­set­zun­gen. Vor allem sichere Rück­zugs­orte, ausrei­chend Nahrung und geeig­nete Lebens­räume sind entschei­dend. Zu den wich­tigs­ten Bedürf­nis­sen zählen:

  • Grüne Lebens­räume mit hohen Bäumen
  • Nähr­ge­hölze, vor allem Hasel- und Walnuss­bäume
  • Sichere Rück­zugs­orte zur Brut­pflege in hohen Kobeln
  • Konti­nu­ier­li­chen Zugang zu Wasser
  • Möglichst große, zusam­men­hän­gende Lebens­räume

Zur Natur der Eich­hörn­chen

Die klei­nen Nage­tiere müssen flink sein, um Räubern zu entkom­men, und haben einen sehr hohen Stoff­wech­sel. Das heißt, dass sie viel Futter durch­set­zen und im Ideal­fall täglich große Mengen fres­sen. Dabei handelt es sich nicht allein um Früchte, Nüsse und Säme­reien. Auch Pilze, Pflan­zen­saft, Rinde und andere unschein­bare Nahrung wird mitge­nom­men.

Im Gegen­satz zum dämme­rungs­ak­ti­ven Igel sind Eich­hörn­chen vor allem früh morgens und am späten Nach­mit­tag aktiv und daher für uns Menschen sicht­ba­rer. Mittags ruhen sie oft. Sie leben über­wie­gend einzeln, Reviere können sich jedoch über­lap­pen – beson­ders in der Paarungs­zeit.

Die Paarung beginnt meist im Januar/Februar; die ersten Jung­tiere kommen im März/April zur Welt. Oft folgt eine zweite Brut, in selte­nen Fällen sogar eine dritte bis August. Die Nest­ho­cker werden blind und nackt im Kobel gebo­ren, begin­nen nach rund zwei Mona­ten erste Erkun­dun­gen und sind mit etwa 12 Wochen selbst­stän­dig. Das Mutter­tier verjagt sie dann häufig, um Platz für die nächste Brut zu schaf­fen.

Weib­chen bauen mehrere Kobel in ihrem Revier – auch, um Para­si­ten zu entkom­men. Diese sind artspe­zi­fisch und wech­seln nur in Ausnah­me­fäl­len kurz­zei­tig auf Menschen oder Haus­tiere, blei­ben dort aber nicht dauer­haft.

In Menschen­hand errei­chen Eich­hörn­chen bis zu 10 Jahre, in selte­nen Fällen etwas mehr. In freier Natur ster­ben viele früh; schaf­fen sie es jedoch über die ersten Monate hinaus, liegt die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung bei etwa drei Jahren, in Ausnah­me­fäl­len bis sieben Jahre.

Eichhörnchen sind Einzelgänger
Eich­hörn­chen sind Einzel­gän­ger

Hilfe­stel­lun­gen für Eich­hörn­chen

Damit Eich­hörn­chen auch in unse­ren Städ­ten ein siche­res und gesun­des Leben führen können, können wir mit einfa­chen Maßnah­men viel bewir­ken. Schon kleine Anpas­sun­gen im Garten, am Balkon oder sogar am Fens­ter­brett tragen dazu bei, dass die Tiere Nahrung, Wasser und sichere Rück­zugs­orte finden. Wich­tig ist dabei immer, ihre Wild­heit zu respek­tie­ren und nur dort zu unter­stüt­zen, wo wir ihnen den Alltag erleich­tern können.

Kobel

Wer keinen hohen Baum hat, sollte auf künst­li­che Kobel verzich­ten. Eich­hörn­chen nehmen sie nur in großer Höhe an. Modelle aus dem Handel ähneln Nist­käs­ten, eignen sich aber meist nicht zur Aufzucht. Siche­rer sind Kobel mit über­ste­hen­der Boden­platte, seit­li­chen Leis­ten und zusätz­li­chen Klet­ter­hil­fen. Wich­tig: mindes­tens zwei Ein- und Ausgänge (z. B. einer nach unten, einer seit­lich), gute Belüf­tung und zugleich eine wind­ge­schützte Ecke.

Nist­wolle

Am besten eignen sich Holz­wolle, trocke­nes Moos oder natur­be­las­sene Schaf­wolle. Wich­tig ist, dass das Mate­rial trocken und faser­sicher ist – keine faden­zie­hen­den Texti­lien. Es sollte nahe der Futter­stelle, aber witte­rungs­ge­schützt ange­bo­ten werden.

Wasser­stelle

Wasser­stel­len am Boden sind gefähr­lich, da Katzen auflau­ern. Besser sind hängende Behäl­ter in Bäumen oder Gefäße auf Stän­dern nahe am Stamm. Wich­tig: tägli­cher Wasser­wech­sel und ein schat­ti­ger Stand­ort.

Futter­stelle

Spezi­elle Futter­häu­ser mit Plexi­glas­schei­ben sind prak­tisch, müssen aber abge­run­det werden, damit sich die Tiere nicht verlet­zen. Eich­hörn­chen heben den Deckel an und grei­fen nach dem Futter. Geeig­net sind ganze oder geschälte Hasel­nüsse, Walnüsse, Sonnen­blu­men­kerne und andere größere Stücke.

Geeig­ne­tes Futter

Eich­hörn­chen sind Alles­fres­ser mit Vorlie­ben für bestimmte Samen und Nüsse. Nicht jedes Futter ist jedoch für sie geeig­net – manches kann sogar scha­den. Wer die Tiere unter­stüt­zen möchte, sollte deshalb auf natur­nahe, unver­ar­bei­tete Lebens­mit­tel setzen und diese in klei­nen Portio­nen anbie­ten. So tragen wir dazu bei, dass die Hörn­chen gesund blei­ben und ihre natür­li­chen Fähig­kei­ten, wie das Sammeln und Bunkern von Vorrä­ten, beibe­hal­ten.

  • Hasel­nüsse (sehr beliebt und nahr­haft)
  • Walnüsse (eben­falls hervor­ra­gend, werden bevor­zugt gefres­sen.)
  • Buch­eckern (gehö­ren zur natür­li­chen Nahrung, sehr wert­voll)
  • Sonnen­blu­men­kerne (in klei­nen Mengen, da sehr fett­reich)
  • Pini­en­kerne (in klei­nen Mengen als Ergän­zung, keine Haupt­nah­rung)
  • Trocken­obst (in klei­nen Mengen und nur selten, da sehr zucker­hal­tig)
  • Hafer­flo­cken (in klei­nen Mengen als Ergän­zung, keine Haupt­nah­rung)
  • Mais (in klei­nen Mengen als Ergän­zung, keine Haupt­nah­rung)
  • Kürbis­kerne (in klei­nen Mengen als Ergän­zung, keine Haupt­nah­rung)
  • Kleine Mengen frisches Gemüse oder Obst (z. B. Möhre, Apfel, Wein­traube)

Eich­hörn­chen sind neugie­rig und probie­ren vieles aus, doch nicht alles, was wir ihnen hinstel­len, ist wirk­lich gesund. Unge­eig­net sind zum Beispiel Zitrus­früchte und verar­bei­tete Lebens­mit­tel, wie geröstete/gesalzene Nüsse oder Back­wa­ren. Die Fütte­rung von Erdnüs­sen ist umstrit­ten: Wenn über­haupt, dann nur unge­sal­zen, schim­mel­frei und selten. Besser sind heimi­sche Nüsse wie Hasel und Walnuss.

Wich­tig ist eine abwechs­lungs­rei­che Mischung, die ihrem natür­li­chen Spei­se­plan möglichst nahe­kommt. Ebenso entschei­dend ist die rich­tige Menge: Zu viel Futter kann dazu führen, dass die Tiere ihre natür­li­chen Sammel- und Such­ge­wohn­hei­ten verler­nen. Besser ist es daher, klei­nere Portio­nen an verschie­de­nen Stel­len auszu­le­gen. So blei­ben die Eich­hörn­chen aktiv und haben gleich­zei­tig immer wieder eine kleine Über­ra­schung zu entde­cken.

Auch bei der Aufbe­wah­rung soll­ten Sie vorsich­tig sein: Futter muss trocken gela­gert und regel­mä­ßig erneu­ert werden, damit es nicht verdirbt oder schim­melt. Verdor­be­nes Futter kann für die Tiere gefähr­lich werden. Wer mit Bedacht auswählt und auf Quali­tät achtet, trägt dazu bei, dass die Tiere gesund blei­ben, und hat gleich­zei­tig die Chance auf viele schöne Natur­be­ob­ach­tun­gen direkt vor der Haus­tür.

Warum knacken meine Eich­hörn­chen keine Nüsse?

Eich­hörn­chen haben ange­bo­rene Instinkte und erler­nen vieles. Sie können nicht auto­ma­tisch Nüsse knacken, sie lernen es von ande­ren Eich­hörn­chen. Nur, dass Jung­tiere noch weiche Zähne haben und keine harten Nüsse knacken können.

Für Jung­tiere und uner­fah­rene Eich­hörn­chen ist es sinn­voll, die Nüsse anzu­kna­cken. Auf diesem Weg ist es einfach, den Tieren mit der Zeit das Knacken der Nüsse beizu­brin­gen. Es können deswe­gen immer einige unge­knackte Nüsse dabei liegen. Wenn diese verschwin­den, dann gelingt das Knacken der Nüsse. Doch ab dem späten Herbst soll­ten die Nüsse nicht mehr ange­knackt werden. Eich­hörn­chen bunkern diese und ange­knackte Nüsse vergam­meln.

Werden Eich­hörn­chen hand­zahm?

Es kommt vor, dass Eich­hörn­chen zahm werden und das Futter entge­gen­neh­men. Das sind jedoch seltene Ausnah­men. Einige Eich­hörn­chen werden futter­zahm. Sie kommen bis auf wenige Meter heran und blei­ben vorsich­tig. Wer hinter einem Fens­ter auf den Balkon blickt, verrin­gert den Abstand sogar auf weni­ger als einen Meter. Futter­zahme Eich­hörn­chen eignen sich damit für tolle Tier­be­ob­ach­tun­gen.

Beson­ders span­nend: Viele Eich­hörn­chen verschwin­den im Früh­jahr und tauchen erst im Herbst wieder auf, da sie in der warmen Jahres­zeit reich­lich Nahrung finden.

Instink­tiv blei­ben Eich­hörn­chen vorsich­tig und unab­hän­gig – dennoch nehmen sie kleine Hilfe­stel­lun­gen dank­bar an, solange wir ihre Wild­heit respek­tie­ren und sie nicht in einen „Strei­chel­zoo“ verwan­deln wollen.

Artgerechtes Futter für Eichhörnchen ist wichtig
Artge­rech­tes Futter für Eich­hörn­chen ist wich­tig

Gefah­ren für Eich­hörn­chen

So flink und anpas­sungs­fä­hig Eich­hörn­chen auch sind – im städ­ti­schen Raum ist ihr Alltag voller Risi­ken. Am größ­ten ist die Gefahr durch den Stra­ßen­ver­kehr: Viele Tiere über­le­ben das Über­que­ren von Stra­ßen nicht, da sie in Panik stehen­blei­ben oder umkeh­ren. Für sie sind Asphalt­flä­chen ein unna­tür­li­ches Hinder­nis, das sie nicht einschät­zen können.

Auch Katzen werden schnell zur Bedro­hung – beson­ders für Jung­tiere, die noch unsi­cher klet­tern. Am Boden haben sie kaum eine Chance, wenn eine Katze lauert. Hinzu kommen unsicht­bare Gefah­ren wie Gift­stoffe in Gärten oder aus der Umwelt. Pflan­zen­schutz­mit­tel, Streu­salz oder chemi­sche Rück­stände können Eich­hörn­chen krank machen oder tödlich wirken. Und leider gibt es verein­zelt auch Menschen, die Wild­tiere gezielt stören oder ihnen Scha­den zufü­gen.

Doch wir können gegen­steu­ern. Schon kleine Gesten helfen: Futter­stel­len in siche­rer Höhe, saube­res Wasser, der Verzicht auf Gifte im Garten und mehr Grün­flä­chen, die Lebens­räume mitein­an­der verbin­den. Wer bewusst hinsieht, entdeckt schnell Möglich­kei­ten, das Leben der Eich­hörn­chen leich­ter und siche­rer zu machen.

Am Ende profi­tie­ren beide Seiten: Die Tiere erhal­ten bessere Über­le­bens­chan­cen – und wir Menschen gewin­nen wert­volle Begeg­nun­gen mit der Natur direkt vor unse­rer Haus­tür. Eich­hörn­chen sind nicht nur farben­frohe Akro­ba­ten in unse­ren Bäumen, sondern auch ein Symbol dafür, dass Wild­tiere in unse­ren Städ­ten ihren Platz haben. Wenn wir diesen Platz bewah­ren, berei­chern sie unser Leben und erin­nern uns täglich daran, acht­sa­mer mit unse­rer Umwelt umzu­ge­hen.

Ein harmo­ni­sches Mitein­an­der: Eich­hörn­chen und Mensch

Eich­hörn­chen gehö­ren längst zu unse­ren städ­ti­schen Nach­barn. Wenn wir ihnen mit Rück­sicht und einfa­chen Hilfe­stel­lun­gen begeg­nen, können wir dazu beitra­gen, dass sie gesund blei­ben und sich wohl­füh­len. Ein biss­chen Wasser, passende Nahrung und sichere Rück­zugs­orte genü­gen oft schon, um ihr Über­le­ben zu erleich­tern.

Gleich­zei­tig schen­ken uns die flin­ken Klet­te­rer wunder­bare Momente der Natur­be­ob­ach­tung direkt vor unse­rer Haus­tür. Sie erin­nern uns daran, dass auch inmit­ten von Stra­ßen und Häusern Platz für Wild­tiere bleibt – wenn wir ihn ihnen lassen.

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