Fällt das Wort Rabenkrähe, eilt ihr oft ein schlechter Ruf voraus, welcher dem Tier überhaupt nicht gerecht wird. Nicht zuletzt mag es daran liegen, dass die Rabenkrähe, (umgangssprachlich auch Galgenvogel, Dieb oder Aaskrähe genannt), durch ihr schwarzes Gefieder eine unheimliche Mystik ausstrahlt, welche durch den krächzenden Rabenkrähen Ruf noch untermalt wird. Dabei ist die Rabenkrähe (im lateinischen Corvus corone) ein hoch intelligenter Vogel, der sogar menschliche Gesichter erkennt und eigene Artgenossen unterscheiden kann.
Kategorisch wird die Rabenkrähe, genauso wie die Nebelkrähe, als Unterart der europäischen Aaskrähe eingeordnet. Sie ist in ganz Europa verbreitet, was sie nicht zuletzt ihrer Intelligenz und ihren Fähigkeiten zu verdanken hat. Aus dem städtischen Raum ist die Rabenkrähe deshalb gar nicht mehr wegzudenken. Man bezeichnet sie deshalb auch als sogenannter „Kulturfolger“, da die Rabenkrähe ihren Lebensraum an die menschliche Zivilisation angepasst hat.
Inhaltsverzeichnis
- Vogel im Porträt: Die Rabenkrähe im Kurzüberblick
- Äußerliche Merkmale der Rabenkrähe – Wie unterscheiden sich die Krähenarten untereinander?
- Wo befindet sich der natürliche Lebensraum der Rabenkrähe?
- Wie klingt der Rabenkrähen-Ruf?
- Wie sieht das Beziehungsverhalten und die Brutzeit der Rabenkrähe aus?
- Was fressen Rabenkrähen?
- Wie kann ich der Rabenkrähe im eigenen Garten helfen?
Vogel im Porträt: Die Rabenkrähe im Kurzüberblick
- Name: Rabenkrähe (Corvus corone)
- Aussehen: Komplett schwarzes Gefieder, gefiederter Schnabelansatz
- Zugverhalten: Standvogel
- Beobachtungszeitraum in Deutschland: Ganzjährig zu beobachten
- Futtertyp: Allesfresser
- Nistkasten: Keiner (Freibrüter)
- Lebensraum: Lichte Wälder, Agrar- und Kulturlandschaften, Städte und Dörfer
- Gefährdung: Nicht gefährdet
- Besonderheiten: Häufig in Kolonien anzutreffen
Äußerliche Merkmale der Rabenkrähe – Wie unterscheiden sich die Krähenarten untereinander?
Die Rabenkrähe erlangt eine Größe von ca. 44 bis 51 cm, ihr Körpergewicht beträgt rund 400 bis 700 g. Trotz ihrer kleinen Größen liegt die Lebenserwartung von Rabenkrähen im Durchschnitt bei 15 Jahren. Sie kann im Freiland bis zu 19 Jahre alt werden.
Um die Rabenkrähe von anderen Krähenarten zu unterscheiden, sollten Sie auf folgende Merkmale achten: Im Gegensatz zur Nebelkrähe ist das Gefieder tiefschwarz. Es schimmert in der Sonne blau/ schwarz. Der kräftig ausgeprägte Schnabel wie auch die Beine sind ebenfalls schwarz. Auffällig beim Schnabel ist zudem der gefiederte Ansatz. Beobachten Sie hingegen eine Saatkrähe wird Ihnen als Unterscheidungsmerkmal ihre helle, ungefiederte Schnabelbasis auffallen.
Neben der Saatkrähe, die der Rabenkrähe ähnelt, gibt es noch die bereits erwähnte Nebelkrähe. Diese Krähenart werden Sie hier bei uns allerdings kaum zu Gesicht bekommen, da sich ihr natürlicher Lebensraum in Osteuropa und Teilen von Nord- und Südeuropas befindet. Bei der Nebelkrähe werden Sie optisch sofort ein grau/ schwarzes Gefieder wahrnehmen.
Schwieriger wird die Unterscheidung dagegen beim Kolkraben, dem größten verwandten heimischen Krähenvogel. Auf den ersten Blick gibt es optisch keine Unterschiede, da auch der Kolkrabe von Kopf bis Fuß komplett schwarz ist. Sie können aber einen Größenunterschied zwischen beiden Krähenarten ausmachen. Der Kolkrabe kann eine Größe von bis zu 70 cm erreichen, was der Grüße eines Bussardes entspricht. Hinzu kommt noch, dass Kolkraben in unseren Breitengraden seltener als die Rabenkrähe in freier Wildbahn anzutreffen sind.
Bei den Geschlechtern gibt es bei den Rabenkrähe keine Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen, sie sehen rein optisch beide gleich aus, wobei das Männchen etwas schwerer und größer ist.
Wo befindet sich der natürliche Lebensraum der Rabenkrähe?
Rabenkrähen halten sich gerne in offenen und halb offen Landschaften, wie Wiesen, Gärten oder Parks mit integrierten Baumgruppen, auf. Auch Hecken, Sträucher und kleinere Waldstücke zählen zu den bevorzugten Gebieten. In dichten Wäldern ist der Vogel dagegen selten anzutreffen. Da die Rabenkrähe im Laufe der Zivilisation gelernt hat, mit den Menschen zusammen zu leben, haben sie ihre Scheu vor uns verloren und nähern sich bis auf wenige Meter an sie heran. Der beeindruckende Vogel wirkt zum Teil regelrecht frech und forsch, beobachtet den Menschen, was bei den Zweibeinern auch manchmal Unbehagen auslösen kann.
Wie klingt der Rabenkrähen-Ruf?
Schon aus der Ferne nimmt man den eindringlichen Ruf dieses mystischen Vogels wahr. Sein charakteristisches „Kraah kraah“ Gekrächze ist deshalb unverkennbar. Während viele andere heimischen Vögel durch ein liebliches Gezwitscher auf sich aufmerksam machen wollen, ist der Rabenkrähen Gesang selten. Es klingt auch eher wie ein geschwätziges Pfeifen. Der lautstarke Rabenkrähen-Ruf dient dazu, andere Krähen auf sich oder eine Futterquelle aufmerksam zu machen. Sie haben vielleicht schon einmal beobachten können, wenn sich ein Dutzend oder mehr Tiere lautstark auf einem abgeernteten Feld oder in Baumkronen versammeln und dort eine „Sitzung“ abhalten. Wenn Schlafenszeit ist, bilden die schwarzen Vögel ebenfalls größere Schwärme und suchen gemeinsam einen Schlafplatz auf.
Wie sieht das Beziehungsverhalten und die Brutzeit der Rabenkrähe aus?
Es kommt im Tierreich durchaus öfters vor, dass Männchen und Weibchen monogame Beziehungen eingehen und ein Leben lang zusammenbleiben. So auch bei der Rabenkrähe. Ihre Brutzeit kann je nach Nahrungsangebot schon recht früh im Jahr, nämlich im Februar beginnen. In der Regel dauert sie aber von April bis Juni. Das Krähen-Weibchen legt zwei bis sechs blaugrüne, gesprenkelte, vier Zentimeter große Eier in das Nest, welches sich hoch oben in der Baumkrone befindet. Im liebevoll gebauten Heim bestehend aus Lehm, Halmen und Zweigen außen, während die Nestmulde aus Federn und Haaren im Inneren besteht, brütet das Rabenkrähen-Weibchen etwa 20 Tage. Dann schlüpfen die kleinen Krähenjungen. Das Weibchen bleibt die ersten Tage im Nest und übernimmt die Brutpflege der Nesthocker. Anschließend kümmern sich beide Elternteile gemeinsam etwa 35 Tage um Aufzucht und Fütterung der Jungen.
Sie können eine junge Rabenkrähe übrigens an ihrem matten bräunlichen Gefieder und an den strahlend blauen Augen erkennen. Erst im Laufe des Rabenkrähen Alters wechselt die Augenfarbe ins Bräunliche.
Da Rabenkrähen soziale Wesen sind, ist es durchaus nicht selten, dass die älteren Jungvögel den Eltern bei der Aufzucht der jüngeren Geschwister helfen. Um ihr Nest und das Revier gegen Angreifer zu verteidigen, scheuen sie auch vor Feinden, die größer sind als sie selbst nicht zurück. Zu ihren Feinden zählen zum Beispiel der Rotmilan, Seeadler oder Turmfalken. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich die Rabenkrähen in Gruppen zusammenschließen und gegen den Uhu, ihren Fressfeind, vorgehen. Dieser ist äußert erpicht darauf, die Nester der Rabenkrähen zu plündern. Auch der Mensch stellt leider eine massive Bedrohung für die intelligenten Vögel dar.
Was fressen Rabenkrähen?
Der intelligente Vogel gehört zu den Allesfressern. Ihre Nahrungspalette reicht in den Sommermonaten von Kleintieren, Obst bis zu Insekten, die sie zum Beispiel unter Steinen finden. Die Krähe ist sehr erfinderisch und benutzt u. a. Werkezeuge (Äste), um an Futter zu gelangen. Da die Rabenkrähe Dauergast bei uns ist, steht im Winter überwiegend pflanzliches Futter wie Beeren, Walnüsse und Sämereien auf der Speiseliste. Nicht zuletzt verdient sich die Rabenkrähe ihren Ruf als „Straßenreinigung“ und bereinigt den Asphalt von toten Tieren oder Aas. Hierbei erweist die Rabenkrähe besonderes Geschick, indem sie erst einmal den Straßenverkehr beobachtet. Wenn sie mit ihrem Partner unterwegs ist, wechseln sich beide Vögeln beim Fressen ab. Der Partner bezieht Stellung und warnt durch seinen Rabenkrähen-Ruf den anderen Vogel vor Gefahren. Ihrer Intelligenz haben es die Rabenkrähen zu verdanken, dass sie sich auch aus fremden Nestern anderer Vogelarten Jungtiere oder Eier erbeuten. Der schwarze Vogel beobachtet das fremde Nest und schlägt zu, sobald die Bewohner auf Nahrungssuche gehen.
Wie kann ich der Rabenkrähe im eigenen Garten helfen?
Wie bereits erwähnt, ist der Mensch dem mystischen Tier nicht immer wohlgesonnen. Lange Zeit galten sie als Schädlinge für Landwirte und gelten es leider immer noch. Im Garten treiben sie ihr Unwesen, so ist zumindest der Rabenkrähen schlechter Ruf, da die Eier und Jungvögel unserer einheimischen kleinen Singvögel u. a. auf ihrer Speisekarte stehen. Dabei ist inzwischen erwiesen, dass der Mensch das größere Problem für unsere heimische Vogelwelt darstellt: Dank zubetonierte Gärten, immer kleiner werdenden Freiflächen, Einsatz von Pestiziden und Monokultur.
Wenn Sie zu den Freunden der Rabenkrähe gehören, freuen sich die Vögel zum Beispiel über hohe Bäume, für ihre Nistplätze oder über eingerichtete Futterstellen, bei denen Sie zum Beispiel Nüsse, Samen und Sonnenblumenkerne als Vogelfutter verstreuen kannst. Da Rabenkrähen ein sehr dominantes Verhalten an den Tag legen, sollten Sie ruhig mehrere Futterstellen im Garten anbieten, damit auch kleinere Singvögel die Chance haben, an Futter zu gelangen. Rabenkrähen sind Freibrüter, daher nehmen sie keine künstlichen Nisthilfen wie Nistkästen an.